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Predigt von Pfarrer Daigeler zum Kirchweihsonntag

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, in Bayern werden im November neue Kirchenverwaltungen gewählt. Das ist zunächst ein formaler Vorgang alle sechs Jahre. Aber es liegt auf der Hand: Jedes Gebäude braucht Menschen, die sich darum sorgen und die es unterhalten. Am heutigen Kirchweihfest sind wir besonders dankbar für alle Menschen, die unsere Kirche erhalten, reinigen, schmücken…

In unserer Gegend sehen wir Kirchen meist zunächst als ein Erbe unserer Vorfahren. Unter großen Opfern haben die Menschen früherer Generationen auch in kleinen Orten schöne Kirchen gebaut. Allein an diesem großen, äußeren Aufwand sieht man, wie wichtig ihnen das war. Sie wollten ein „Haus des Gebetes“ haben, wie wir es eben im Evangelium hörten. Ihnen war es wichtig ein Haus zu haben, in dem sie sich der Nähe Gottes versichern konnten. Das war ihnen viel wert.

Dieses Erbe ist kostbar. Viele bewundern unsere schönen historischen Kirchen… Diese Gebäude sind aber auch eine Aufgabe. Und das ist nicht allein finanziell gemeint. Es sind konkrete Fragen: Wer kehrt um die Kirche? Wer putzt den Raum? Wer übernimmt den Mesnerdienst? Wer macht den Blumenschmuck? Wer schließt die Kirche auf, damit sie täglich zugänglich ist? Und ich könnte weitere Fragen hinzufügen. Die Kirche lebt durch konkrete Menschen und ihre Einsatzbereitschaft. Sie ist nicht einfach „da“, weil jemand irgendwann einmal ein noch so schönes Gebäude hingestellt hat. Sie ist ein „Haus aus lebendigen Steinen“, wie es im Petrusbrief heißt.

Und wie sollte es anders sein? Gott ist in Jesus Mensch geworden, um uns zu seiner Familie zu machen. Nicht wir haben ihn entdeckt, nicht wir haben durch bestimmte Handlungen einen Anspruch auf ihn und sein Verhalten. Darum geht es ja bei der Tempelreinigung, von der uns Johannes ziemlich am Anfang seines Evangeliums erzählt. Gott ist auf uns zugegangen, er hat sich offenbart. Und er will, dass wir mit unserem Glauben und Leben antworten. Daran zu erinnern, steht ja die Kirche jeden Tag offen. Sie ist nur für diesen Zweck da. Das mag als Luxus erscheinen: Ein ganzes Haus nur dafür, daran zu erinnern, dass Gott uns ansprechen will? Ja, und sobald wir noch diesen oder jenen anderen Zweck in dieses Haus hineintragen, gerät das eigentliche aus dem Blick. Das gilt für die Kirche als Gebäude wie als Gemeinschaft. Die Kirche ist von Jesus gestiftet, damit seine Botschaft weiter den Menschen ausgerichtet wird. Sie hat keine eigene Botschaft, sie hat „nur“ das Evangelium“. Die Kirche ist von Jesus gestiftet, damit sie gläubig seine Gegenwart feiert in den Sakramenten. Sie hat den Menschen nichts anderes zu geben als Jesus. Immer wieder ist hier eine „Tempelreinigung“ von Nöten – äußerlich und innerlich.

Es braucht aber auch Ehrlichkeit. Wir hatten in einem Ort, wo die reale Sorge besteht, dass es keine Kirchenverwaltung mehr gibt, ein sehr offenes Gespräch darüber. Nur wenn konkrete Menschen, die Kirche erhalten und besuchen, braucht es dieses Gebäude. Es liegt an jedem von uns.

Wir werden erleben, dass wir nicht alle Kirchengebäude offen halten können. Dennoch habe ich keine Angst um die Zukunft der Kirche. Wir singen im Lied: „Die Kirche ist erbauet auf Jesus Christ allein, wenn sie auf ihn nur schauet, wird sie in Frieden sein.“ Wo wir auf ihn bauen, wo wir von ihm sprechen, wo wir ihm unsere Talente und Kräfte zur Verfügung stellen, dort wird Zukunft sein. Dazu ruft er einen jeden von uns, dass wir an seinem Haus mitbauen. Amen.

13.10.2024, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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