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Predigt von Pfarrer Daigeler zum 12. Sonntag im Jahreskreis C

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, vom spätmittelalterlichen Mediziner Paracelsus stammt das Wort: „Allein die Dosis macht, dass kein Ding Gift ist.“ Die Dosierung ist aber nicht nur in der Pharmazie oder ähnlichen Wissenschaften von Bedeutung, sie ist es auch in unserem Umgang miteinander und ebenso in der Vermittlung von Kenntnissen und Inhalten. Maßstab ist hier nicht zuerst das Wissen oder der Impetus des Vermittlers, sondern mehr das Fassungsvermögen des Empfängers. Bemerkenswert ist, dass auch Jesus im eben gehörten Evangelium eine solche Unterscheidung vornimmt. In unterschiedlicher Deutlichkeit spricht er zum engsten Kreis der Jünger und „zu allen“.

Diese Differenzierung ist auch für uns bedeutsam. Selbst wenn wir ein gutes Anliegen verfolgen, jemandem raten wollen oder ihn für die Sache Jesu begeistern möchten, hilft keine „Überdosierung“. Es braucht immer den behutsamen – und eben darum manchmal auch herausfordernden – Weg der Einführung. Letztlich steht fest: Jesus ist der Messias Gottes, also der Heiland. In ihm ist Gott selbst in die Welt gekommen, darum ist er nicht einer unter vielen Lehrern und Propheten. Er ist der einzige Weg. Doch diese Entschiedenheit fordern Jesus im Evangelium vom innersten Kreis seiner Jünger. Zu all seinen Zuhörern spricht er, dass jeder eingeladen ist, sein Jünger zu werden. Und Jünger wird man, wie er sagt, zunächst durch die Nachfolge, dadurch, dass man Jesus „hinterher geht“ und die tägliche Arbeit, sein „tägliches Kreuz“ in Familie, Arbeit und Alltag trägt.

Ja, Jesus ist oft herausfordernd, manchmal auch radikal. Aber die Nachfolge kennt unterschiedliche Grade der Intensität. Er ist ein Unterschied, ob jemand den Weg wählt, in ein Kloster zu gehen oder einen geistlichen Beruf zu ergreifen, oder ob jemand Familie und Beruf in Einklang mit dem Gebet und Gottesdienst bringen muss…

Das ist ein Unterschied in der Form, doch nicht im Ziel. Denn allen Menschen steht das Herz Jesu offen, wie es der Prophet Sacharja vorausgesagt hat und wie es am Kreuz Wirklichkeit geworden ist. Der Herz-Jesu-Monat Juni erinnert uns an diese frohe und ermutigende Botschaft. Das Herz Jesu sehnt sich nach jedem. Jesus will mit jedem in eine liebevolle Beziehung eintreten. Dafür hat er sein Leben gegeben am Kreuz, sein Herz öffnen und durchstechen lassen. Hier sehen wir, was es heißt, dass Jesus der Messias, der Heiland ist. Seine Liebe allein rettet uns, rettet die Welt.

Diese Liebe schließt auch uns – trotz unserer Verschiedenheit – zusammen. Davon spricht die Zweite Lesung. In der Taufe haben wir Christus wie ein Gewand angezogen. Jeder bleibt der Mensch, der er ist. Doch die Unterschiede von Beruf, Lebensform, Reichtum oder Armut, selbst von Mann oder Frau, sie sind weniger wichtig als die Zugehörigkeit zu Christus.

Unsere Wege zu ihm mögen in unterschiedlicher Geschwindigkeit gehen, je nach Kraft und Möglichkeiten. Entscheidend ist auch nicht der eine oder andere Umweg. Entscheidend ist das Ziel. Das dürfen wir nie aus den Augen verlieren: Christus und die ewige Lebensgemeinschaft mit ihm. Wer ihm vertraut, wer ihm nachgeht – mit den Kräften, die er nun einmal hat, ja, wer sein Leben für ihn einsetzt, der „wird sein Leben retten“. Amen.

19.06.22, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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