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Predigt von Pfarrer Daigeler zum Gründonnerstag

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, zu den schönsten Erfahrungen an unserem katholischen Glauben gehört für mich als Christ und als Priester die weltweite Gemeinschaft. Das habe ich nicht nur als eine Art Parteibuch oder eine Idee erlebt, sondern ganz konkret. Wenn ich im Urlaub bin, dann feiere ich in die Messe mit und erlebe, dass es dieselbe heilige Messe ist, wie wir sie feiern, auch wenn in einer anderen Sprache gefeiert wird. In katholischen Gemeinden findet man weltweit Anschluss, weil wir nicht zu einem Verein oder zu einer Nationalkirche gehören, sondern wir gehören zu einer Weltkirche, ja zu einer Familie.

In einer Welt, die zunehmend in Meinungen und persönliche Vorlieben „diversifiziert“ und gespalten ist, ist das ein wertvolles Gut. Die katholische Kirche schafft Einheit über Länder- und Kulturgrenzen hinweg. Wenn Sie einmal nach Rom oder nach Lourdes fahren, dann können Sie das greifbar erleben.

Damit diese Einheit aber nicht nur eine Behauptung, eine hohle Fassade oder eine ideologische Verengung wird, ist ein Satz des heiligen Paulus wichtig und unersetzlich, den wir in der Zweiten Lesung am heutigen Gründonnerstag hören. Der Brief des Apostels richtet sich an die Christen in Korinth. Hier gibt es Spaltung und Streit in der Gemeinde. Dieser Streit entzündete sich auch an der Feier des „Herrenmahls“, also der heiligen Messe. Paulus sagt nun nicht, dass es eben verschiedene oder plurale Formen und Interpretationen des Glaubens gebe… Er sagt auch nicht, dass man nicht an die Heilige Schrift oder nicht an die Weisungen Jesu gebunden sei, wie das in unterschiedlichen Diskussionen selbst in der Kirche in den letzten Wochen zu hören war – auch beim sogenannten „Synodalen Weg“. Nein, der Apostel sagt eindeutig und unmissverständlich: „Ich habe vom Herrn empfangen, was ich euch überliefert habe.“

Hier begegnet uns der Kernauftrag der Kirche. Sie soll das in Treue weitergeben, was sie vom Herrn empfangen hat. Nicht eigene Ideen oder Vorlieben, nicht Moden und Meinungen einer Zeit, eines Landes oder einer Kultur – auch wenn das in der öffentlichen Meinung möglicherweise besser ankäme – soll sie verkünden. Die wichtigste Aufgabe der Kirche ist, dass sie den Menschen Christus verkündet. Und das ist die größte Hilfe, die die Kirche bringen kann: Christi Wort und Beispiel und seine Gegenwart in den Sakramenten.

Der Glaube ist kein „Buffet“. Damit es ein Glaube ist und damit wir eine Kirche bleiben, braucht es auch verbindliche Formen des Gottesdienstes und verlässliche Verkündigung des Glaubensbekenntnisses. Genau das hat der Herr am Abend des Gründonnerstag dem Petrus aufgetragen: „Du aber, wenn du dich bekehrt hast, stärke deine Brüder.“ Weder der Papst noch die Kirche sind perfekt. Sie waren es nicht in der ersten Stunde und sie werden es bis zum Jüngsten Tag auch nicht sein. Aber ihr Auftrag kommt vom Herrn, und wir sind an den Herrn und seinen Auftrag gebunden, zumindest wenn wir katholisch bleiben wollen. Es gilt sein Wort, das wir seit dem Letzten Abendmahl in jeder Heiligen Messe hören: „Tut dies zu meinem Gedächtnis.“

Hier hat Jesus das priesterliche Amt und die Eucharistie, das Sakrament seiner Gegenwart, gestiftet. Beides verbindet uns mit dem Herrn und untereinander. Diese Einheit lebt nur dann und wird nur dann Menschen anziehen, wenn wir in Treue das weitergeben, was uns der Herr geschenkt hat, denn er allein hat Worte des ewigen Lebens. Amen.

01.04.2021, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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