logo pg liborius wagner Stadtlauringen

Predigt von Pfarrer Daigeler zum 4. Fastensonntag A

Download Audiodatei der Predigt

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, wir setzen heute großes Zutrauen in wissenschaftlich-technische Erklärungsmodelle. Das ist nichts Schlechtes oder Falsches, haben doch Wissenschaften und technische Fortschritte ohne Zweifel unser Leben im Vergleich mit früheren Generationen verbessert. Bestimmte Krankheiten sind medizinisch heilbar, viele Arbeiten im Beruf und im Haushalt sind durch technische Unterstützung einfacher geworden. Freilich sind durch technische Möglichkeiten auch neue Aufgaben hinzugekommen…

Aus diesen Erfahrungen heraus sind wir es zumeist gewohnt, bei auftretenden Problemen umgehend nach einer entsprechenden Lösung zu verlangen. Und stillschweigend gehen wir davon aus, dass es diese auch in jedem Fall geben müsse. Tritt eine Krankheit auf, muss es doch ein Medikament geben. Tritt eine wirtschaftliche Krise auf, muss es doch eine staatliche Maßnahme dagegen geben…

Nun ist dem aber offenkundig nicht so. Wir haben nicht für jedes Problem eine technische Lösung, nicht für jede Krankheit ein Mittel. Doch was könnte eine weiterführende Antwort darauf sein?

Nicht wenige raten, noch mehr Milliarden in Forschung oder in andere Maßnahmen zu stecken. Das ist gewiss gut gemeint, doch verkennt es die Wirklichkeit unserer Welt. Alles in unserer Welt hat Grenzen. Menschliches Schaffen und Forschen, die uns zur Verfügung stehenden Ressourcen, auch die gegebene Lebenszeit… All das ist begrenzt.

Was könnte also eine Alternative sein? Wie immer lohnt sich der Blick in das Evangelium. Denn Jesus ist ja die menschgewordene „Alternative“, die Gott uns anbietet, um die menschlichen Begrenztheiten zu überschreiten. Der christliche Glaube ist eine positive Option. Er ist das große Angebot Gottes, einen neuen Weg einzuschlagen, eine neue Sicht auf das Leben zu gewinnen. Was das heißt, sehen wir heute an einem Blinden.

Der Blindgeborene ist von seinen Mitmenschen bis hin zu seinen Eltern bereits abgeschrieben. Da kann man nichts machen, sagen sie. Und darum braucht man auch nichts zu tun, meinen sie. Vermutlich ist er sogar selbst schuld, versteigen sich einige in gewagte Thesen. Jesus lässt sich auf diese Diskussion gar nicht ein. Er berührt den Blindgeborenen, er führt ihn zum Wasser der Taufe, er öffnet ihm die Augen für den Glauben, damit er das Leben in einem neuen Licht sehen kann.

„Ich bin gekommen, damit die Blinden sehen und die Sehenden blind werden“. Diesen eigenartigen Satz fügt Jesus abschließend hinzu. Das ist zunächst unverständlich, doch das Wort ist wichtig, um deutlich zu machen, dass es hier um mehr als um die bloß körperliche Heilung eines einzelnen Menschen geht. So groß das allein schon wäre, geht es doch um mehr. Wer auf Jesus vertraut, hat immer Licht für sein Leben – selbst in der dunkelsten Stunde. Denn er weiß: Ich bin nie allein – im Leben nicht und nicht einmal im Sterben! Wer an Jesus glaubt, dem gehen die Augen auf und der sieht: Es gibt nicht nur das, was mich bedrückt und belastet. Der Blick weitet sich, und ich sehe: Ich bin immer auch beschenkt mit so viel Gutem, mit Schwestern und Brüdern in der Familie Gottes…

Paulus sagt: Wir sollen als „Kinder des Lichtes“ leben. Das ist Zusage und Auftrag zugleich. Wir sind durch den Glauben beschenkt mit dem Licht Christi, das in all unsere Dunkelheiten scheinen will. Wir sollen aber auch Zeugen dieses Lichtes sein, indem wir es mit anderen teilen, indem wir anderen in Not beistehen. Wir brauchen nicht auf alles eine Antwort, nicht für alles eine Lösung. Das Wertvollste ist, etwas mit dem anderen durchzuhalten und auszuhalten und so sichtbar zu machen: Wer glaubt, ist nie allein! Amen.

19.03.2023, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

­