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Predigt von Pfarrer Daigeler zum Dreifaltigkeitssonntag C

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, wir feiern das Fest der heiligsten Dreifaltigkeit. Ein zentraler theologischer Begriff, der den Kern unseres christlichen Glaubens zusammenfasst: Wir glauben an den dreieinen Gott. Nicht drei, sondern einer. Ein Gott, der die Liebe ist. Der Vater ist die Liebe, aus der alles hervorgeht, der Schöpfer. Der Sohn ist die Liebe, die sich uns zuwendet, uns aufrichtet und uns rettet, der Erlöser. Der Heilige Geist ist die Liebe, die alles lenkt und zum Guten leitet, der Tröster und Ratgeber.

Doch wie soll man das erklären? Unsere Welt neigt meist zum Entweder oder. Entweder sind es drei oder einer. Was nun der Unterschied zwischen „Person“ und „Wesen“ sein soll, macht es noch komplizierter.
Halten wir zunächst einmal fest, dass sich das nicht die Kirche oder irgendwelche schlauen Theologen ausgedacht haben, sondern dass es uns in den Worten Jesu begegnet. Er hat das Wesen Gottes offenbart, offen gelegt und uns mitgeteilt. Im Evangelium spricht Jesus immer wieder von seiner Einheit mit dem Vater: „Alles, was der Vater hat, ist mein“, sagt er. Und aus dem Herzen des Vaters wird der Sohn den Beistand, den Heiligen Geist, senden, damit er uns leitet. So hat Jesus es zugesagt. Diese innige Verbundenheit, diesen gegenseitige Austausch von Leben und Liebe fassen wir mit dem Wort Dreifaltigkeit. Und diese Liebe will sich mitteilen, wie es uns die alttestamentliche Lesung sagt: Es ist Gottes Freude, „bei den Menschen zu sein“.

Vielleicht hilft zum Verständnis ein Vergleich aus der Natur und ihren Gesetzmäßigkeiten. Jeder kennt die Schwerkraft oder Anziehungskraft. Sowohl im Makrokosmos sind Erde und Sonne, Monde und Planeten nicht isoliert zu verstehen. Sie ziehen einander mehr oder weniger an. Auch im Mikrokosmos lässt sich das beobachten: Zellen, Atome, Teilchen, sie sind nicht freischwebend. Sie ziehen einander an. In diesen physikalischen Vorgängen kann ich ein zufälliges Geschehen sehen. Ich kann aber auch einen tieferen Sinn entdecken, dass sich nämlich darin abbildet, dass alles „ein In-Beziehung-sein“ (Papst Benedikt XVI.) ist. Und das ist kein Zufall. Der Schöpfer hat hier seiner Schöpfung etwas von seinem Wesen eingeprägt. Er selbst ist in Beziehung, darum spiegelt sich das selbst in den kleinsten Teilen seiner Schöpfung.

Wir sehen das auch am Menschen. Der Mensch ist in Beziehung, er will in Beziehung leben. Die Fähigkeit zu lieben, ist sozusagen unserem „Erbgut“ eingeprägt als Zeichen des Dreifaltigen Gottes, der die Liebe ist. Nach seinem Abbild schuf Gott den Menschen, heißt es in der Schrift. Und wenn Gott die Liebe ist, dann muss sich das in seinem Bild widerspiegeln.

Freilich ist all das nicht nur Geschenk, es ist auch Auftrag. Daran erinnert der Apostel Paulus die Gemeinde von Rom. Der Glaube an Christus schenkt uns Rettung, der Glaube an den Heiligen Geist schenkt uns Hoffnung. Unsere Antwort ist die Bewährung – auch in der Bedrängnis. Der Glaube will gelebt und beständig durchgehalten werden. Gott zieht uns mit seiner Liebe an, damit wir ihm mit unserer Liebe antworten. Diese „Hoffnung aber lässt nicht zugrunde gehen“. Amen.

12.06.2022, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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