Predigt von Pfarrer Daigeler zu Christi Himmelfahrt C
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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, der Glaube bewegt sich zwischen Sichtbarem und Unsichtbarem. Zum einen können wir Gott nicht sehen, wie wir die Dinge dieser Welt sehen. Davon spricht ja auch das Fest Christi Himmelfahrt. Sowohl die Erste Lesung vom Anfang der Apostelgeschichte als auch das Ende des Lukasevangeliums erzählen davon, wie Jesus aus der sichtbaren Mitte seiner Freunde entschwindet. Gleichzeitig hat unser christlicher Glaube auch eine „handfeste“ Wirklichkeit. Jesus ist Mensch geworden und er hat unter uns gelebt. Er ist am Kreuz gestorben und ist wahrhaft auferstanden. Das ist nicht nur eine Idee. Es ist ein wirkliches Ereignis, darum berührt Thomas die Wunden Jesu. Darum essen die Jünger mit ihm…
Und doch ist Jesus durch die Auferstehung nicht in das alte Leben, wie es vorher war, zurückgegangen. Er kommt von Vater im Himmel und geht zu ihm. Doch dorthin nimmt er auch sein Menschsein, seine Wunden, seinen Leib – und damit auch uns mit unseren Hoffnungen und Sorgen mit.
Das Leben bei Gott ist anders und doch hat es mit unserem Leben zu tun. Das sagt uns die Himmelfahrt Jesu. Das sagt uns das Glaubensbekenntnis von der Auferstehung des Leibes. Das darf uns Mut geben, unseren Weg als Christen zu gehen. Wir schauen nicht ständig zurück. „Ihr, Männer von Galiläa, was steht ihr das und schaut nach oben…“, hörten wir. Das heißt: Vor Euch liegt die Aufgabe. Ja, vor uns liegt die Aufgabe, dass wir Zeugen sind. Sowohl Lesung als auch Evangelium stellen das deutlich heraus: „Ihr werdet meine Zeugen sein … bis an die Grenzen der Erde“.
Wir, seine Gläubigen, sind die Form, die Jesus selbst gewählt hat, um in dieser Welt sichtbar und hörbar zu bleiben. Darum gehören Glaube und Kirche untrennbar zusammen. Wir glauben nicht irgendeiner ausgedachten Idee, wir folgen nicht alten Sätzen. Wir gehen einen Weg. Und diesen Weg ist uns Jesus voraus gegangen. Er weist die Richtung. Er ist das Ziel. Und von Anfang an bis heute sind ihm Menschen nachgegangen. Sie sind uns Zeugen, sie uns Wegbegleiter. Ermutigt werden wir durch das große Ziel unseres Weges, wie es der heilige Paulus im Epheserbrief sagte: Gott „erleuchte die Augen eures Herzens, damit ihr versteht, zu welcher Hoffnung ihr berufen seid, welchen Reichtum die Herrlichkeit seines Erbes den Heiligen schenkt“.
Das Fest Christi Himmelfahrt zeigt eine Brücke zwischen dem Sichtbaren und dem Noch-nicht-Sichtbaren. Es sind die Glaubenszeugen der Kirche – angefangen bei den Aposteln bis heute. Über diese Brücke können wir gehen. Wir haben verlässliche Zeugen für die Botschaft und den Weg Jesu. Das gibt uns Sicherheit. Das darf uns zuversichtlich voranschreiten lassen. Mit Christus und in seiner Kirche sind wir auf dem richtigen Weg – dem Weg, auf dem hier unser Leben gelingt, und dem Weg, auf dem wir das ewige Leben finden. Amen.
26.05.2022, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler