Predigt vom Pfarrer Daigeler zum 26. Sonntag im Jahreskreis A
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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, zwei Haltungen oder Reaktionen auf das Thema Glauben beschreibt Jesus im heutigen Evangelium. Eine äußere Ablehnung, hinter der manchmal aber doch Neugierde oder eine echte Suche nach Sinn stecken kann, und eine äußere Zustimmung, die aber nicht vom Leben und Handeln gedeckt ist.
Freilich das Gleichnis hier etwas holzschnittartig, indem es zwei Gruppen einander gegenüberstellt. Vermutlich gibt es im menschlichen Leben immer wieder etwas von beidem. Dennoch können wir es nicht einfach überhören. Es ist auch ein Aufruf zur Gewissenserforschung.
Wir bekennen jeden Sonntag im Credo: „Ich glaube an Gott“. Es ist gut, dass wir eine gemeinsame Formulierung haben, die uns verbindet mit Christen durch die Jahrhunderte und auf der ganzen Welt. Es ist wertvoll, dass diese Worte „eingebetet“ sind, dass wir sie durch Wiederholung auswendig können. Aber es stellt sich auch die Frage: Ist uns die Größe dieser Aussage bewusst?
„Ich glaube an Gott.“ Es kann ja nicht darum gehen, wie wir die Begriffe oft alltäglich verwenden: „Ich glaube, morgen wird es regnen.“ Mit solchen Worte drücken wir ja eher eine Unsicherheit aus oder zumindest, dass es sich eher um eine bloße Vermutung handelt. Im Glaubensbekenntnis geht es um mehr. Die Formulierung des Credo kommt aus der Tauffeier. Damit wird deutlich es geht hier um eine Bindung, um eine Lebensübergabe. Es geht um das, woran ich tatsächlich mein Herz hänge. Das meint bereits das lateinische Wort „credo“, das von „cor dare“ kommt, also zu deutsch „das Herz geben“ bedeutet. Die Frage ist also: Ist der Glaube wirklich das, woran mein Herz und damit mein Leben hängt?
Seit alters her ehrt die Kirche in besonderer Weise die Märtyrer. Nicht jeder ist freilich zum Märtyrer berufen, dennoch erinnern sie uns an den heiligen Ernst der Worte: „Ich glaube“. Sie waren bereit dafür das Kostbarste, nämlich ihr Leben, zu geben. Gott ist nicht ein Wort, nicht nur eine Idee. Der Glaube ist nicht nur ein frommer Kalenderspruch, der mir manchmal gut tut, aber oft ohne wirkliche Relevanz für meine Lebensentscheidungen bleibt. Der christliche Glaube will den ganzen Menschen, wie es Jesus sagt: „Folge mir nach!“ Und wir sehen im Evangelium Menschen, die ihr ganzes Leben auf dieses Wort hin verändern. Auch die Erste Lesung erinnerte uns an diese Möglichkeit, mit Gottes Hilfe immer neu wieder zu beginnen, „umzukehren“, wie es Jesus sagen würde.
Es ist nicht ganz einfach, einer nicht sichtbaren Wirklichkeit mehr zu trauen als den sichtbaren Dingen. Es nicht ganz einfach, dem Wort Gottes mehr zu trauen als dem, was heute als allgemein akzeptiert oder als modern erscheint. Und eben darum ist Gott uns entgegengekommen in der Menschwerdung seines Sohnes.
Papst Benedikt machte bei seinem Deutschlandbesuch 2011 in seiner Predigt über das heutige Evangelium darauf aufmerksam, dass neben den beiden Söhnen, dem einen, der sagt: „Ich will“, doch nicht danach handelt, und dem anderen, der sagt: „Ich will nicht“ und dennoch geht, ein „dritter“ steht. Der Sohn Gottes, Jesus Christus, der sagt: „Ich will“ und der tatsächlich geht – der für uns geht – bis zum Kreuz. An seine „Gesinnung“ erinnert der heilige Paulus in der Zweiten Lesung. „Seid untereinander so gesinnt, wie es dem Leben in Christus Jesus entspricht.“ Paulus spricht über den Gehorsam Christi. Christlicher Gehorsam ist nicht blind. Er kommt aus dem Hinhören auf den Willen des Vaters und er ist ganz und gar Vertrauen, dass der Vater uns nie im Stich lässt. Jesus ist uns diesen Weg vorausgegangen. Er hat dem Vater selbst in Leiden und Sterben vertraut. Er hat ihn auferweckt und erhöht. Daran glauben wir. Christsein ist Nachfolge, ist Nachgehen der Spuren Jesu. Folgen wir ihm nach. Amen.
01.10.2023, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler