Predigt von Pfarrer Daigeler zum Ostersonntag B
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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, Einsamkeit setzt einem Menschen zu. Wir erleben es bei den Kindern. Sie freuen sich, wenn sie Geschwister und Freunde sehen, wenn Eltern oder Großeltern ihnen Zeit schenken. Wir erleben es bei Alten und Kranken. Das wertvollste Geschenk ist nichts Materielles, es ist Zeit, die man mitbringt und dem anderen schenkt.
Einsamkeit verunsichert Menschen, weil wir uns unserer selbst gewiss werden, indem wir andere ansprechen und von anderen angesprochen werden. Diese menschliche Grunderfahrung deckt sich mit der Glaubenserfahrung. In der Osternacht haben wir von der Erschaffung der Welt und des Menschen gehört. „Gott sprach und es ward“. Gott spricht den Menschen an, und der wird zum Mensch, indem er antwortet. Das Ansprechen und das Antworten machen unser Menschsein aus. Ja, das Gott Suchen, das Beten und seine Antwort macht unser Menschsein und unser Christsein aus.
In der Heiligen Schrift beschreibt das auch der Psalm 139. „Herr, du kennst mich“, heißt es dort. „Ob ich sitze oder stehe, ob ich gehe oder ruhe, es ist dir bekannt… Wenn ich in den Himmel hinaufstiege oder in der Unterwelt mich bettete, auch dort, wärst du zugegen – auch dort hält deine Hand mich geborgen.“ Der Psalmist spricht hier betend eine der wichtigsten Zusagen unseres Glaubens aus. Unserer früherer Papst Benedikt hat sie auf die wunderbare Formel gebracht: „Wer glaubt, ist nie allein“!
Die Liturgie des Ostersonntags, den wir feiern, legt den Psalm – leicht angepasst – dem auferstandenen Jesus in den Mund. Im Eingangsvers heißt heute: „Ich bin erstanden und bin immer bei dir. Halleluja!“ (Vgl. Ps 139,18). Darum ist Ostern das höchste Fest der Christenheit. Wir feiern die Frohe Botschaft, die uns Maria Magdalena, Petrus und Johannes bezeugen: Der Herr lebt. Er ist auferstanden. Und er ist immer bei uns, bei mir. Keiner der ihm vertraut, ist verlassen. Diese frohe Osterbotschaft soll und muss die Kirche verkünden. Sie ist unser eigentliches Thema.
Und wir müssen diese Botschaft leibhaft feiern im Gottesdienst, im Sakrament der Eucharistie. Denn hier ist der Herr da – mit Fleisch und Blut. In der heiligen Kommunion ist der Auferstandene wirklich da – für uns. Sagen wie es wie die Frauen und die Jünger weiter. Laden wir andere ein zur Heiligen Messe. Teilen wir die Freude des Glaubens. „Wer glaubt, ist nie allein – im Leben nicht und auch im Sterben nicht!“ Denn der Herr ist auferstanden und ist immer bei mir. Gott ist stärker als alles, was uns bedrängt, verunsichert oder einsam macht. Das Leben hat gesiegt. Wir glauben an das Leben! Amen.
04.04.2021, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler