Predigt von Pfarrer Daigeler zum Fest Christi Himmelfahrt B
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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, der heilige Lukas hat uns zwei biblische Bücher hinterlassen: das nach ihm benannte Evangelium und die Apostelgeschichte. Den Schnittpunkt zwischen den beiden Werken bildet die Himmelfahrt des Herrn, die wir heute feiern. 40 Tage lang hatte sich der Auferstandene seinen Freunden gezeigt und – so haben wir es in der Ersten Lesung gehört – 40 Tage nach Ostern ist Christus ganz zum Vater heimgegangen.
Ist Christi Himmelfahrt damit nicht die nächste Enttäuschung nach der Kreuzigung Jesu? Erst mussten die Jünger verarbeiten, dass der Meister gestorben ist. Nun sind sie zu der Gewissheit gekommen, dass er auferstanden ist, dass er lebt. Sie haben ihn sichtbar als Weggefährten erfahren, mit ihm eine neue Form der Gemeinschaft erlebt. Kann es nicht so weitergehen?
Ganz offensichtlich möchten die Freunde Jesu diese Erfahrung nicht verlieren. „Stellst du in dieser Zeit das Reich für Israel wieder her?“, fragen sie. Und in dieser Frage liegt der Wunsch nach gefestigten Strukturen. Eine feste Form soll doch die Nähe Jesu haben, und jeder soll am besten eine Aufgabe in diesem Reich haben. Sichtbar, abgesichert… Sie wollen Jesus festhalten.
Doch für sie gilt das Gleiche wie bereits Maria von Magdala am Ostermorgen aus dem Mund des Auferstandenen hörte: „Halte mich nicht fest, denn ich bin noch nicht zu meinem Vater hinauf gegangen“.
Nein, der Glaube nimmt die Jünger Jesu nicht heraus aus den Herausforderungen des alltäglichen Lebens. Diese Erfahrung kennen auch wir. Wir stehen vor den Herausforderungen des täglichen Lebens – in Freud und Leid. Der Glaube schafft keine Sonderwelt. Inmitten der Welt will der Glaube uns aber eine neue Perspektive schenken: Der Himmel steht uns offen. Jesus ist uns, wie es in den Gebeten des heutigen Feiertages heißt, nur vorausgegangen. Er bleibt in seinem Heiligen Geist und in den Sakramenten unter uns. Und unsere Aufgabe ist es, ihm nachzugehen – jeden Tag und einmal hinein in die ewige Lebensgemeinschaft mit Gott.
Diese Hoffnung hat eine unglaubliche Kraft entwickelt – zu Anfang und durch die Jahrhunderte der Kirchengeschichte hindurch. Wie es Jesus gewollt hat. Er gibt im Evangelium einen klaren Missionsauftrag: „Geht zu allen Völkern und macht sie zu meinen Jüngern.“ Erzählt ihnen von dieser Hoffnung, von der Hoffnung, die euch erfüllt.
Immer wieder steht die Kirche in der Versuchung, sich einzurichten in dieser Welt. Gerade hier in Deutschland haben wir Strukturen, Gebäude und Gremien geschaffen, von denen wir Sicherheit erhoffen. Aber das wird nicht aufgehen. Wo die Kirche nur innerweltliche Meinungen wiederholt, wird sie überflüssig.
Unsere Berufung ist es, Gottes Hoffnungsbotschaft zu bezeugen. Der Herr wird wiederkommen. Er lässt uns nicht im Stich. Hier und heute dürfen wir seine Zeugen sein. Jeder hat dazu unterschiedliche Talente und verschiedene Aufgabe zählt der heilige Paulus in der Zweiten Lesung auf.
Natürlich wird sich die äußere Gestalt unserer Pfarreien verändern. Aber wir haben Zukunft, wenn wir von Gottes Zukunft erfüllt sind. Warum sollte sich unsere Zeit nicht nach dieser Hoffnung sehnen? Das ist die Botschaft des heutigen Festes: Christus hat den Himmel für uns aufgerissen. Gott hat uns Zukunft geschaffen. Amen.
09.05.2024, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler