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Predigt von Pfarrer Daigeler in der Osternacht

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, „voll Furcht und großer Freude“ verlassen die Frauen das leere Grab und gehen zu den Jüngern. So berichtet es uns der Evangelist Matthäus. Diese beiden Worte „Furcht und Freude“ fassen die Spannung der Osternacht zusammen. Sie beginnt ja im Dunkeln, noch in der Trauer des Karsamstags. Die Geschichte scheint zu Ende, Jesus liegt im Grab. Doch in der Stille breitet sich das Licht der Hoffnung aus. Es wächst im Teilen. Und schließlich greift die Freude um sich im österlichen Jubelruf: „Halleluja. Der Herr lebt!“

Diesen Hoffnungsweg verdeutlichen uns in der Osternacht stets die ersten Zeugen der Auferstehung, nämlich die Frauen. Sie gehen, „um nach dem Grab zu sehen“, heißt es im Evangelium. Und das birgt für unsere Zeit eine wichtige Botschaft.

Die Tatsache, dass es überhaupt Geschlechter gibt, scheint heute umstritten. Die Frage, ob Männer und Frauen dieselben Aufgaben ausführen sollen oder ob sie eine je eigene und damit eben auch unterschiedliche Berufung haben, wird diskutiert bis hinein in die Kirche. Für mich gibt das Osterevangelium eine wunderbare Antwort. Ganz offenkundig spricht die Schrift von den Frauen als Hoffnungsträgern. Und das entspricht unserer natürlichsten Erfahrung: Die größte Berufung der Frau ist es, das Leben zu tragen, zu bergen und hervorzubringen. Eben darum können sich gerade die Frauen nicht mit dem Tod abfinden. Sie gehen zum Grab. Sie haben die Hoffnung nicht begraben. Und weil sie als Frauen Hoffnungsträger sind, springt der Funke zuerst auf sie über. Sie begreifen als Erste: Der Herr lebt! Jesus ist auferstanden.

Sie geben diese Hoffnung weiter an die Apostel. Diese haben von Jesus die Berufung erhalten, die Hoffnungsbotschaft in die Welt zu tragen. Alles aber, auch dieser große Auftrag der Apostel nimmt seinen Beginn im Kleinen. Sie müssen zuerst die Botschaft der Frauen hören. So ist ja auch unsere natürliche Erfahrung: In der Familie beginnt die Hoffnung und der Glaube zu wachsen. Jeder Amtsträger der Kirche muss zuerst in der Familie die Hoffnungsbotschaft von Leben hören. Und die hört er zuerst von der Mutter. Dann gilt es diese Frohe Botschaft hinauszutragen in die Welt: Jesus lebt!

Jeder ist wichtig auf diesem Weg. Keiner ist bedeutsamer. Jeder hat eben seine, unterschiedliche, doch unverzichtbare Berufung bei Jesus. Doch alle sind wir zur Hoffnung berufen. Das sagt uns Ostern, das große Fest der Hoffnung. Nicht das Dunkel, nicht der Tod, sondern das Leben hat gesiegt. Darum dürfen wir voll Hoffnung leben! Amen.

08.04.2023, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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