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Predigt von Pfarrer Daigeler zum 27. Sonntag im Jahreskreis C

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, „Herr, stärke unseren Glauben.“ Diese Bitte richten die Jünger an Jesus. Eine echte Herzensbitte hören wir da in den Worten, die uns der Evangelist Lukas überliefert hat. Ich denke, diese Bitte ist zeitlos. Auch unser Glaube ist manchmal angefochten oder bedroht. Es gibt Nachrichten von Leiden und Not in der großen Welt oder in unserem eigenen Leben, die manchen an Gottes Güte und Macht zweifeln lassen. Es gibt die öffentliche Infragestellung des Glaubens in Diskussionen und Medien, die uns nicht unberührt lässt. Umso dringender ist die Bitte: Herr, stärke unseren Glauben – meinen Glauben und den Glauben in deiner Kirche!

Die Antwort Jesu hört sich zunächst nicht wie eine Erhörung der Bitte an. Es sind eher herausfordernde Worte. Doch was haben sie uns zu sagen? Zunächst einmal hält Jesus fest: Der Glaube ist eine Macht. Und selbst wenn er nur so groß wie ein Senfkorn ist, er bewirkt etwas. Lassen wir uns da nicht beirren. Der Glaube ist nicht nutzlos, er bewirkt etwas in dieser Welt. Gott hört die Bitten seiner Gläubigen, so bezeugt es auch die alttestamentliche Lesung. Der Prophet Habakuk spricht offen aus, was vielleicht auch wir kennen: Warum, o Gott, „siehst du der Unterdrückung zu?“ Warum setzt du dem Bösen keine Grenze…?

Habakuk erhält eine Antwort. Das ist wichtig: Gott ist ein Gott, der hört. In der Befreiungserzählung Israels aus Ägypten sagt der Herr zu Mose: „Ich habe das Elend meines Volkes gesehen. Ich habe es Schreien gehört.“ Wir glauben nicht an eine höhere Macht, an kein anonymes Wesen. Wir glauben an einen Gott, der hört und sieht, der uns seinen Namen genannt hat: „Ich bin da“, der uns sein Gesicht gezeigt hat in seinem Sohn Jesus, damit wir ihm ganz vertrauen. Das ist die wahre Grenze, die Gott dem Bösen gesetzt hat, seine Barmherzigkeit, so hat uns der heilige Papst Johannes Paul II. gelehrt. Gottes Sehen und Hören, seine Nähe und Barmherzigkeit sind die Grenze, die er dem Bösen weist. „Und der Gerechte bleibt wegen seiner Treue am Leben“, hieß es in der Ersten Lesung.

Manchem scheint das wenig oder schlicht. Weil unsere Zeit das Schrille und Laute, das Außergewöhnliche liebt, übersieht sie den Wert der täglichen Treue. Doch hier ist das wahre Leben. Und das ist auch die Substanz des Glaubens: Jeden Tag neu mit Gott beginnen, jeden Tag „Ja“ zu ihm sagen, jeden Tag neu versuchen, nach seinen Weisungen zu leben. Das meint Jesus mit seinen Vergleich mit dem Knecht, der „nur seine Schuldigkeit“ getan hat. Das ist nicht abwertend, sondern es erdet unser Bemühen. Gott verlangt nichts Unmögliches, nicht einmal etwas Außergewöhnliches. Er freut sich an der täglich gelebten Treue. Das ist Glaube.

„Schämen wir uns nicht“ dafür, so sagt es der heilige Paulus zu Timotheus und auch zu uns. Wir brauchen den Glauben nicht zu erfinden, wir dürfen ihn leben in der Spur, die Jesus uns gelegt hat mit seinem Leben und seinem Vertrauen in den Vater. Wir dürfen den Glauben leben, in der Spur, in der die Apostel und die Heiligen uns vorangegangen sind. Wir brauchen den Glauben nicht neu zu erfinden, selbst wenn man das manchmal bis in die Reihen der kirchlichen Verantwortlichen meint. „Halte dich an die gesunde Lehre“, sagt Paulus. „Halte fest, was du gehört hast.“ Wir glauben nicht selbst ausgedachten Lehren, wir glauben dem Wort Christi. Lassen wir uns nicht beirren! Beginnen wir jeden Tag, diesen Glauben nach dem Zeugnis des Evangeliums und der überlieferten Lehre der Kirche zu leben und bitten auch wir: Herr, stärke unseren Glauben! Amen.

02.10.2022, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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