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Predigt von Pfarrer Daigeler zum 17. Sonntag im Jahreskreis C

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, die biblischen Lesungen stellen uns das Thema Gebet vor. Auf den ersten Blick ist das verständlich: Glaubende Menschen beten, in der Kirche wird gebetet… Aber wenn wir weiter darüber nachdenken, merken wir: So einfach ist das nicht. Viele Zeitgenossen fragen: Beten, was soll das bringen? Menschen früherer Generationen haben gebetet, um wieder gesund zu werden, weil sie keine Medikamente hatten… Oder alle haben um gedeihliches Wetter gebetet, aber heute haben wir Erntemaschinen und Wettervorhersagen…

Natürlich ist diese Gegenüberstellung zugespitzt, aber wir können nicht leugnen, dass diese äußeren Veränderungen Einfluss auf das innere Leben haben. Sprechende Belege sind für mich, wenn wir eine Bittprozession halten und kein einziger Bauer nimmt teil. Oder wenn jemand krank ist, dann wird selbstverständlich der Doktor gerufen, aber die Krankenkommunion oder die Krankensalbung sind inzwischen zur Seltenheit geworden. Wenn ich so etwas sagen, dann nicht als strenge Mahnung. Es geht mir um die Ehrlichkeit. Wie verhalten wir uns tatsächlich? Und nicht, wie meinen wir, dass wir uns Verhalten würden…

Die Lesung aus dem Buch Genesis ermutigt uns, konkrete Bitten vor Gott zu bringen. Ihn wie Abraham um Segen und Verschonungen zu bitten, ist legitim. Gleichzeitig liegt – so meine ich – hier auch ein wesentlicher Grund für die Krise des Betens. Sagen wir es ehrlich, meist beten wir um etwas Bestimmtes. Wir beten, dass wir oder andere wieder gesund werden, dass eine Prüfung gut geht, dass wir vor einem Unfall bewahrt bleiben… Wie gesagt, das ist legitim. Jesus selbst sagt: „Bittet und es wird euch gegeben werden“. Und spricht davon, dass der himmlische Vater seine Gaben gerne an uns austeilen will.

Und doch ist es ja nicht so, dass all unsere Bitten erhört werden. Und das lässt manchen Abstand nehmen vom Beten. Nun gibt es verschiedene Erklärungen, die hierfür angeführt werden. Mir hilft die Einsicht, dass Gott viel weiter blickt als wir und darum besser weiß, was uns zum Guten dient. Nicht alles, was wir uns wünschen, ist wirklich gut für uns. Das Gebet, das Jesus lehrt, enthält den gewichtigen Satz, den wir oft schon gesprochen haben, ohne seine Tragweite zu bedenken: „Dein Wille geschehe“.

Aber denken wir noch etwas über das Gebet des Herrn nach. Wenn uns im Vaterunser ein Muster des Gebets geschenkt ist, dann sagt es uns Grundsätzliches, wie wir beten sollen. Und da würde ich vor allem drei Dinge nennen: Erstens, die komplette erste Hälfte des Vaterunser ist keine Bitte. Sie ist eine Bekräftigung, wer Gott ist. Die Jünger erleben Jesus, wie er betet, und das beeindruckt sie. Jesus erfährt im Gebet die Nähe seines Vaters im Himmel. Zuerst muss unser Beten ein Geschenk sein, nicht diesen oder jenen Zweck verfolgen. Wir bekennen, dass Gott der Herr ist. Wir suchen seine Nähe, weil es gut ist in seiner Gegenwart zu sein.

Ein Zweites lehrt uns die Brotbitte. Ein ungewöhnliches Wort gebraucht Jesus hier, das wir mit „täglich“ wiedergeben. Nicht um Luxus oder Überfluss wird hier gebetet, sondern um das, was ich für den heutigen Tag brauche. Diese Bitte ist auch eine Gewissenserforschung: Brauche ich das wirklich, worum ich gerade bitte? Ist es für den heutigen Tag notwendig?

Und schließlich bindet die Vergebungsbitte das Gebet auch an einen Auftrag: „denn auch wir erlassen jedem, was er uns schuldig ist“. Diese Worte sind unmissverständlich. Wo wir nicht miteinander und mit unseren Nachbarn versöhnt sind, dort wird uns der Vater im Himmel nicht erhören. Wo wir nicht das Unsere getan haben, das, was in unseren Kräften steht, dort wird er das Seine nicht geben.

Letztlich können wir nur wie die Jünger bitten: „Herr, lehre uns beten“. Ohne Vorbilder können wir nicht beten lernen, ohne Übung wird es uns nicht gelingen. Darum danken wir heute besonders für die Worte, die uns Jesus selbst geschenkt hat, mit denen wir täglich beten können. Amen.

27.07.2025, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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