Predigt von Pfarrer Daigeler zum 20. Sonntag im Jahreskreis C
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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, wie kann man den Glauben weitergeben an die Kinder und Enkel? Diese Frage bewegt gar nicht wenige Eltern und Großeltern. Es gibt keine einfache Antwort, kein Rezept, das man einfach anwenden könnte, und damit wären alle Herausforderungen beseitigt.
Einige empfehlen, das Provozierende oder Schwierige am Glauben beiseitezulassen. In kirchlichen Debatten wird beispielsweise gefordert, die Kirche solle sich der „Lebenswirklichkeit“ oder der „modernen“ Zeit anpassen und nicht mehr auf alten Regeln und Dogmen beharren. Das ist verständlich. Wer will schon ein Außenseiter sein? Und wer muss nicht bei seiner Gewissenserforschung eingestehen, dass er hinter dem Anspruch der Gebote Gottes immer wieder zurückbleibt? Ist also die „Entschärfung“ des Glaubens vielleicht die richtige Methode, um ihn in die nächste Generation weiterzugeben?
Mich überzeugt das nicht. Und zwar nicht nur deshalb, weil genau das mit sehr mäßigem Erfolg in den letzten 60 Jahren in unseren Breiten versucht worden ist. Nein, vor allem weil ich an die Worte der Heiligen Schrift denke, die uns an diesem Sonntag verkündet werden. „Ich bin gekommen, um Feuer auf diese Erde zu werfen. Wir froh wäre ich, es würde schon brennen!“ Sagt der Herr im Evangelium. Das ist kein Aufruf zu Fanatismus. Jesus spricht ja zuerst von sich, von der Leidenstaufe des Kreuzes, die ihm selbst bevorsteht und die er geduldig und gewaltlos ertragen wird. Er spricht aber auch von uns, seinen Freunden, und benennt eine Wirklichkeit, die uns zunächst erschreckt. Wenn wir uns für Christus entscheiden, wenn wir den Glauben ernstnehmen, dann bringt uns das auch Widerspruch ein.
Und das soll nicht heißen, dass wir eigenartige Sonderlinge sein sollen. Es geht um den Inhalt der Botschaft. Das Alte Testament erzählt uns vom Propheten Jeremia. Man wirft ihn in eine Zisterne, um ihn zum Schweigen zu bringen. Warum, was hat er getan? Er war in Jerusalem aufgetreten mit der Botschaft: Wenn ihr euer Vertrauen nicht auf Gott setzt, werden all die Rüstungen und Waffen, die ihr schmiedet, nutzlos sein. Ein Reich, das nur auf Menschenmacht gebaut ist, wird durch die Macht anderer Menschen verdrängt werden. Das will freilich keiner hören. Und ist es heute anders? Wenn wir an Gottes Gebote erinnern? Wenn wir davon sprechen, dass der Mensch ein Geschöpf Gottes ist mit unveräußerlicher Würde von der Zeugung bis zum natürlichen Tod, stellt man uns als Extremisten dar. Wenn wir davon sprechen, dass der Leib, den mir der Schöpfer gegeben hat, eine Gabe ist, die ich nicht nach Belieben „umbauen“ kann, gelten wir als rückständig oder übergriffig…
Sollten wir also besser schweigen? Oder die Sache vielleicht nicht ganz so „ernstnehmen“? Die Zweite Lesung spricht von einer „Wolke von Zeugen“, die uns anspornen, damit wir uns nicht entmutigen lassen von „Last und Sünde“, „die uns so leicht umstricken“. Und der Hebräerbrief spricht von einem „Wettkampf“, in dem wir stehen, der Ausdauer fordert, zu dem uns Jesus mit seinem Weg herausfordert.
Ist es nicht vielmehr so, dass wir die Herausforderung brauchen, um zu reifen, um zur Fülle unseres Menschseins und Christseins zu kommen? Das Laue ist bequem, aber es hat keine Wirkung und darum keinen Bestand. Wir brauchen die „challenge“, wie man heute sagt. Aus Frankreich habe ich gelesen, dass in diesem Jahr eine gewaltige Schar junger Leute, die sonst nicht in die Kirche gehen, am Aschermittwoch zum Gottesdienst kam, um bewusst die Fastenzeit zu beginnen. Wir würden uns vielleicht nicht trauen, mit Fasten oder Verzicht zu kommen, wenn wir für den Glauben werben wollen. Aber vielleicht suchen die jungen Menschen gerade das Herausfordernde, das Große, zu dem uns Christus ruft – die „vor ihm liegende Freude“. Haben wir Mut dazu! Lassen wir uns von seinem Feuer dazu entzünden, dann können wir begeistern. Amen.
17.08.2025, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler