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Predigt von Pfarrer Daigeler zum 19. Sonntag im Jahreskreis A

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn,

die Heilige Schrift und die Geschichte der Kirche bergen wertvolle Zeugnisse von großen Gottsuchern: Menschen, die hellhörig waren für die Spuren des Schöpfers; Menschen, die Gottes Gegenwart nicht als bloßes Wort, sondern als Wirklichkeit erfahren haben, auf die sie ihr ganzes Leben gebaut haben.

Natürlich kann man einwenden: Wie soll denn das gelingen? Wie ist Gott zu finden? Schließlich entzieht er sich doch den Blicken unserer Augen und dem Greifen unserer Hände. Ja, mehr noch, wenn wir auf den Prophet Elija schauen, von dem die Erste Lesung sprach, dann kommt es eben auch vor, dass ein Gottgläubiger aus seiner Bahn geworfen wird. Ihm fällt nichts einfach zu. Elija hatte sich für die Sache Gottes stark gemacht. Gegen den König, gegen die Mächtigen und Wortführer hat für die Verehrung des einen und einzigen Gottes das Wort ergriffen. Und nun ist er auf der Flucht und muss sich in einer Höhle verstecken, da man ihm nach dem Leben trachtet. Doch hier darf er etwas Wesentliches über das Wesen Gottes lernen: „Der Herr war nicht im Sturm“, noch im Erdbeben, noch im Feuer – nicht im Lärm, nicht in dem, was alle sagen… In einem „sanften, leisen Säuseln“ ist der Herr zu finden für den, der offene Ohren hat.

Nein, Gott ist nicht in der Offensichtlichkeit materieller Dinge zu entdecken, nicht in dem, was alle bejubeln oder beklatschen, sondern in kleinen, zarten Gesten der Güte, die uns zum Trost geschenkt werden – selbst inmitten des Sturms. Immer ruft er uns wie Petrus und den Jüngern zu: „Habt Vertrauen, ich bin es; fürchtet euch nicht!“

Doch weil unsere Welt so laut ist, weil wir fixiert sind auf die Wellen und Wogen, auf das, was uns vom Vertrauen abbringen will, starren, darum gehen wir immer wieder unter. Dabei ist er immer da. Die heilige Edith Stein, deren Gedenktag, der zugleich ihr Todestag im KZ Auschwitz ist, den wir heute begehen, sie schreibt: „Ich weiß, dass ich jemanden in meiner Nähe habe, dem ich rückhaltlos vertrauen kann, und das ist etwas, was Ruhe und Kraft gibt.“

Dieses „rückhaltlose Vertrauen“ ist der Weg zum Glauben, ist der Weg zu Gott. Nicht vorab gibt es eine volle Absicherung. Erst im Wagnis des Glaubens ist er zu finden. Erst wenn wir wie Petrus aus dem Boot steigen und auf Jesus zu gehen, kann uns seine Hand ergreifen.

Das ist keine Fiktion, keine fromme Erzählung, es ist die Wirklichkeit, die unzählige Frauen und Männer in ihrem Leben erfahren haben. Freilich in der Brüchigkeit unseres menschlichen Vertrauen-Könnens. Doch Gottes Gegenwart ist konkret, das sagt uns die Menschwerdung Gottes in seinem Sohn Jesus. Das sagen uns die Sakramente, in denen uns der Herr nährt und berührt. Zuzugeben, nur als „leises, sanftes Säuseln“, doch unser Beten und Hinhorchen auf ihn sensibilisiert unsere Seele und unser Herz dafür. Damit auch wir glauben und sagen können: „Ich weiß, dass ich jemanden in meiner Nähe habe, dem ich rückhaltlos vertrauen kann, und das ist etwas, was Ruhe und Kraft gibt.“ Amen.

09.08.2020, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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