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Predigt von Pfarrer Daigeler zum 25. Sonntag im Jahreskreis C 

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Liebe Brüder und Schwestern im Herrn, „und der Herr lobte den ungerechten Verwalter…“ Das Gleichnis, das wir eben gehört haben, irritiert. Obwohl es aus dem Munde Jesu kommt, widerspricht es nicht doch dem, was wir als moralische Grundsätze kennen: Sich an Regeln halten; korrekt umgehen mit dem Eigentum anderer; wer sich etwas leiht, muss es auch zurückgeben…?

Hier ist durchaus eine Spannung festzustellen. Dennoch müssen wir das Gleichnis zunächst einmal in den größeren Zusammenhang stellen. Es geht ja um mehrere Fragen: um anvertraute Verantwortung, um den wirklichen Wert des Geldes, um Ausbeutung und Wucher und schließlich um die ewigen Güter.

Vermutlich würden die meisten Menschen Wohlstand oder Reichtum als etwas Erstrebenswertes ansehen. Und das ist auch verständlich. Was kann man in unserer Welt ohne Geld schon erreichen? Und wie schwer ist ein Leben in Armut. Das darf man nicht verklären oder idealisieren. Mit den uns gegebenen Fähigkeiten dürfen und sollen wir danach streben, dass wir selbst und andere nicht in Not leben müssen. Dem widerspricht das Gleichnis Jesu nicht.

Bei genauerem Hinsehen ist Reichtum oder Wohlstand aber auch ambivalent. Und an vielen Stellen in der Bibel wird das deutlich benannt. Sehr deutlich war die Kritik an reichen Ausbeutern, die wir eben aus dem Buch Amos gehört haben. Und auch der Evangelist Lukas, den wir in diesem Jahr vorrangig lesen, ist, was das Geld anbetrifft, überaus kritisch. Besitzstreben kann Besitz von mir ergreifen. Das Streben nach Gewinn kann dazu führen, dass man andere übervorteilt, weil die möglicherweise nicht so durchsetzungsstark sind. Wer merkt das schon…? Gewinnstreben kann auch dazu führen, dass man keine Grenzen mehr kennt, denken wir beispielsweise an die Arbeit an Sonn- und Feiertagen…

Vermögen und Geld sind also nicht neutral. Sie sind aber auch nicht nur gut oder nur schlecht. Es geht offenkundig um den rechten Umgang damit. Und hier provoziert uns das Gleichnis, einmal aus den gewohnten Rechnungen und Aufrechnungen auszusteigen. Es regt an, im Zweifel eher großzügig zu sein, damit alle leben können.

Außerdem geht es im Evangelium um Menschen in existenzbedrohender Not. Zur Zeit Jesu wurden Menschen, die ihre – oft überhöhten – Zinsen nicht zahlen konnten, tatsächlich in Schuldknechtschaft als Sklaven verkauft. Es geht also nicht einfach darum, nach Gutdünken zu handeln oder „fünfe gerade sein zu lassen“, sondern darum zu sehen, was jeder braucht, um leben zu können. Es kann doch nicht gut sein, wenn ein Teil der Menschen im Wohlstand lebt und ein anderer kaum überleben kann.

Darauf gibt es keine einfachen Antworten. Auch wenn sie manchmal vorgetragen werden. Das Erstaunliche am Evangelium ist, dass es uns herausfordert. Es legt uns zwei Kriterien ans Herz beim Umgang mit dem Geld: Erstens frage dich, kannst nur du oder auch andere gut leben? Und zweitens frage, welchen „Wert“ hat die Investition im Blick auf das, was bleibt, im Blick auf die ewigen Güter?

Der Timotheusbrief ermuntert zum beständigen Gebet, zu „Fürbitte und Danksagung“. Gleichzeitig fügt der heilige Paulus die Mahnung hinzu, dass dieses Gebet „frei von Zorn und Streit“ sein möge. Unsere Haltung und unser Handeln hat offenbar Einfluss, ob unser Beten fruchtbar wird. Nur wenn wir selbst großzügig handeln, können wir an die Großzügigkeit Gottes appellieren. Wenn wir selbst gütig sind, werden wir seine Güte erfahren. Amen.

21.09.2025, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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