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Predigt von Pfarrer Daigeler zum 7. Sonntag im Jahreskreis A

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, manchmal begegnet uns das Vorurteil, der katholische Glaube sei streng, angefüllt mit Verboten… Wenn wir die Lesungen des heutigen Sonntags betrachten, begegnen uns zwar Gebote und Verbote aus dem Alten und dem Neuen Testament, aber bei näherem Hinsehen wird deutlich: Hier geht es geradezu zum Überschwang. Nicht nur sich an Regeln halten, sagt Jesus, sondern geradezu verschwenderisch Güte verschenken, empfiehlt er seinen Jüngern in der Bergpredigt. Die Feinde lieben; nicht abzählen, wie viele Meilen soll ich den anderen begleiten; nicht rechnen, bekomme ich das geliehene Hemd zurück; nicht kleinlich sein, mag ich den anderen, um zu entscheiden, ob ich ihn grüße…

Der christliche Lebensentwurf ist durchaus herausfordernd, aber nicht zuerst, weil er dieses oder jenes versagt, sondern weil er uns die unermessliche Liebe Gottes als Maßstab vor Augen stellt. Und Gott „lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten“. Sonst könnten wir gar nicht leben, wenn seine Geduld nicht grenzenlos, seine Liebe nicht unermesslich wäre. Das ist natürlich kein Freibrief, im Sinne von: „Tu, was du willst.“ Das ist die Motivation, die aus dem Beschenktsein wächst. „Alles gehört euch“, schreibt Paulus, „Welt, Leben, Tod, Gegenwart und Zukunft: Alles gehört euch: ihr aber gehört Christus“.

Gott hat uns seinen Sohn geschenkt, damit wir von ihm das rechte Leben lernen. Er hat uns nicht nur Regeln und Weisungen mitgeteilt, er hat in Jesus unser Leben gelebt, um uns den Weg zu zeigen. Es gibt keinen besseren Weg, als auf Jesus zu schauen. In ihm ist die Güte und Weisheit Gottes greifbar und sichtbar geworden, um uns zu retten. „Keiner täusche sich selbst“, schreibt der Apostel, „wenn einer meint er sei weise in dieser Welt, werde er töricht, um weise zu werden“. Freilich denken wir oft: Ich weiß doch selbst am besten, was gut ist für mich. Aber am leichtesten täuschen wir uns über uns selbst. Unsere Ausreden glauben wir selbst leichter als sie uns die anderen abnehmen. Darum müssen wir immer neu von Christus lernen, sonst geraten wir in Sackgassen, aus denen wir allein keinen Ausweg finden.

Wir gehören ihm. Das ist die große Freiheit der Kinder Gottes. Wir gehören keinem Konzern, keinem Staat, keiner Macht dieser Welt, wir gehören Christus! Nur er macht uns wahrhaft frei. Denn er ist gekommen, damit wir das Leben haben – in Fülle!

Der christliche Lebensentwurf ist nicht freudlos, im Gegenteil, er führt zur ewigen Freude. Er führt zu einer Freude, die nicht alles für sich behalten will, sondern den anderen einschließt, damit die Freude wächst. „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“, hörten wir in der Ersten Lesung.

Der christliche Lebensentwurf ist nicht eng, im Gegenteil, er sprengt die Grenzen dieser Welt, weil er unseren Blick für Gottes Ewigkeit öffnet, für den Himmel, für die unermessliche Liebe Gottes.

Der christliche Lebensentwurf ist nicht bevormundend, im Gegenteil, er führt zur Freiheit der Kinder Gottes, zum Wissen, dass wenn wir Christus gehören, wir in den besten Händen sind – in Zeit und Ewigkeit. Amen.

19.02.2023, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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