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Predigt von Pfarrer Daigeler zum Vierten Adventssonntag B

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, in Stadtlauringen haben wir im Herbst den 50. Jahrtag der Kirchenerweiterung und ihrer Weihe gefeiert. Es war ein Ereignis der dankbaren Erinnerung, wie viele Menschen in all unseren Orten sich für unsere Gotteshäuser engagieren, sie pflegen und erhalten und sie gerade zu den Feiertagen wie jetzt an Weihnachten festlich schmücken.

Natürlich machen solche Jubiläen auch nachdenklich: Wie wird es wohl um die Zukunft der Kirchen in unseren Orten bestellt sein? Ganz neu sind solche Fragen offenbar nicht. Der König David denkt in der Ersten Lesung, die wir hörten, darüber nach, wie denn ein angemessenes Haus Gottes aussehen könnte. Er bemerkt, dass er selbst gut lebt. Das Volk hat im Laufe seiner Regierungszeit Frieden und Wohlstand gefunden. Er selbst lebt in einem Palast. Nun stellt sich die Frage, wie kann das bewahrt bleiben? Und wie kann die Erinnerung an Gottes große Taten wach bleiben? David will dafür einen Tempel, ein großes und prächtiges Gebäude bauen. Das ist gut und richtig, sagt der Prophet Natan. Und alle wollen gleich ans Werk gehen.

Doch die Antwort Gottes ist überraschend: „Der Herr wird dir ein Haus bauen.“ Man könnte das jetzt vorschnell verstehen in dem Sinne, dass wir besser keine Kirchen und Gebäude bauen oder besitzen sollten. Aber damit wäre die Bibelstelle gewiss zu eng ausgelegt. Wir sind Menschen, wir haben einen Leib, darum brauchen wir, um unseren Glauben auszudrücken, Formen. Wir brauchen Orte, an denen wir einander begegnen können und uns über den Glauben austauschen können. Darum brauchen wir Kirchen und auch Gebäude für das kirchliche und pfarrliche Leben.

Dennoch hängt unsere Zukunft nicht an ihnen. „Ich will für ihn Vater sein und er wird für mich Sohn sein“, hört David. Und der heilige Paulus weitet für uns diese Zusage in der Zweiten Lesung. Auch die Heiden, also alle Menschen, sind eingeladen, Kinder Gottes zu werden durch den Glauben an Jesus Christus. Er will für uns Vater sein und wir dürfen für ihn Sohn oder Tochter sein.

Glaube und Taufe nehmen uns auf in die Familie Gottes, in die Kirche, die uns Heimat sein will. Und diese Kirche ist sichtbar und unsichtbar zugleich. Beide Seiten sind wichtig. Wenn wir uns aufreiben und nur noch Gebäude und Strukturen pflegen, laufen wir Gefahr die geistliche Mitte und das Fundament aus dem Blick zu verlieren. Wir sind ja kein Verein und keine Partei. Wir sind Freunde Jesu, sein Jünger. Auf der anderen Seite verliert sich die beste Idee, wenn sie keine feste Form findet. Wir brauchen Kirchen als Gotteshäuser, wir brauchen die Kirche als weltweite, verfasste Gemeinschaft von Christen, die mit uns glauben.

Adventliches Vorbild für diesen Weg ist uns wie immer die Gottesmutter Maria. Von ihrem Vertrauen, von ihrem Glauben berichtet uns das Evangelium. Sie wird selbst zum Haus Gottes, indem sie glaubt, was der Engel ihr sagt. Der Sohn Gottes kommt in ihr Leben. Er nimmt aus ihr Fleisch und Gestalt an. Sie wird seine erste Jüngerin und gleichzeitig die Mutter all seiner Jünger, die Mutter der Kirche. Wo wir uns von ihrem Vorbild leiten lassen, brauchen wir keine Angst um die Zukunft der Kirche zu haben. Der Glaube an den Heiland wird uns immer Heimat schenken in der Gemeinschaft seiner Brüder und Schwester, in der Gemeinschaft der Kinder Gottes, in der Gemeinschaft seiner Kirche, in der er sichtbar und hörbar bleibt. Amen.

24.12.2023, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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