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Predigt von Pfarrer Daigeler zum Dreifaltigkeitssonntag

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn,

an der Wende von der 50-tägigen Osterzeit hinein in den Jahreskreis steht das Fest der heiligsten Dreifaltigkeit. Es ist wie ein Scharnier von der Festzeit in den Alltag. Es ist wie eine Zusammenfassung, eine Vergewisserung darüber, in welchem Geist, in welcher Gesinnung, mit welchem Glauben wir unseren Weg als Christen gehen – gehen wollen.

Vermutlich kann sich nicht jeder, der den Begriff „Dreifaltigkeit“ hört, etwas darunter vorstellen. Was gemeint ist, sagt der Herr im Evangelium, hören wir bei jeder Taufe, bekennen wir, wenn wir das Kreuzzeichen machen und dabei sprechen: „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“

So weit die Formel, doch was bedeutet sie? Die durch den Virus erzwungene Isolation, die soziale Distanz, die uns verordnet ist, hat uns mehr als sonst nachdenken lassen darüber, wie wichtig uns die Gemeinschaft und das Miteinander sind. Der Mensch ist ein soziales Wesen, er lebt vom Austausch und von der Zuwendung. Das gilt in der geteilten Freude, im Fest; das gilt in der Krankheit oder Trauer. Wir leben nicht nur vom Brot, sondern ebenso von dem Wort, das uns zugesprochen wird, und von der Hand, die uns hält – von dem Augenblick, in dem wir das Licht der Welt erblicken, bis hoffentlich in unsere letzte Stunde.

Im ersten Buch der Bibel ist von der Erschaffung der Welt und näherhin des Menschen die Rede. Dort heißt es, Gott habe den Menschen nach seinem Abbild gemacht. Das wird ganz besonders deutlich am Zueinander und Miteinander von Mann und Frau, das im Buch Genesis als Gabe des Schöpfers benannt wird. Wenn nun der Mensch nach dem Bild Gottes gemacht ist und der Mensch wesentlich ein Wesen ist, das Gemeinschaft sucht und braucht, dann dürfen wir daraus auch auf den Schöpfer schließen, dass er Gemeinschaft sucht und will. Und genau davon spricht das Glaubensbekenntnis zum dreifaltigen Gott.

Das heißt nämlich, dass Gott in sich Gemeinschaft ist, dass er sich mitteilen will, dass er sein Leben teilen will. Darum hat der Vater die Welt und alles auf ihr geschaffen. Darum hat er sein Wort in diese Welt gesprochen, damit wir ihm antworten. Und wie dieses Antworten gelingt, hat uns Jesus gelehrt durch sein Leben und Beten, denn Jesus ist das Wort und die Antwort Gottes zugleich. Und dass dies alles nicht bloß vergangene Ereignisse und Geschichten sind, bleibt der Geist Gottes wirkmächtig in unserer Welt und in den Herzen seiner Gläubigen. Er stiftet Versöhnung und Gemeinschaft, wie es uns der Apostel Paulus bezeugt. Der Geist leitet uns an zu sprechen: Jesus ist der einzige Sohn Gottes. Und von ihm gelehrt dürfen wir beten: „Abba – Vater“.

So hat dieses altehrwürdige Fest der heiligsten Dreifaltigkeit eine Botschaft für heute. Es weitet unser Gottesbild, es bereichert unser Menschenbild. Gott ist Gemeinschaft, ist Dreiheit und Einheit zugleich. Das lässt uns staunen wie einst Mose auf dem Sinai, von dem wir in der Ersten Lesung hörten. Mose erschauert über die unfassbare Größe Gottes: „Der HERR ist der HERR“, stammelt er und betet an. Doch gleichzeitig empfängt Mose das Geheimnis der unerhörten Nähe des barmherzigen Gottes, wenn er bittet: „Ziehe doch, mein Herr, in unsere Mitte“. Und das erbitten auch wir, wenn wir das Kreuzzeichen über uns machen, dass der Herr von oben, vom Himmel zu uns, in unsere Mitte, in unsere Leben kommt. Und dass er uns verbindet zur Gemeinschaft der Freunde Jesu, zu seiner Kirche – in dieser Zeit und für seine Ewigkeit. Amen.

07.06.2020, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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