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Predigt von Pfarrer Daigeler zum Fest der Taufe des Herrn C

Jes 42,5a.1-4.6-7; Apg 10,34-38; Lk 3,15-16.21-22

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, im vergangenen Sommer waren wir mit einer Pfarrei-Wallfahrt in Norwegen. Wer dort in die Sonntagsmesse geht, wird Norweger antreffen, aber in mindestens ebenso großer Zahl Menschen aus Polen, aus Vietnam, den Philippinen und anderen Ländern. Diese Erfahrung kann man in vielen, katholischen Kirchen weltweit machen. Das veranschaulicht uns gut, was der Apostel Petrus in seiner Predigt meinte, die wir in der Ersten Lesung gehört haben. In der Apostelgeschichte ist zu lesen: Jetzt begreife ich, dass Gott „in jedem Volk willkommen ist, wer ihn fürchtet und tut, was recht ist“.

Jede menschliche Gemeinschaft hat eine ausgesprochene oder unausgesprochene Definition, wer dazu gehört und wer nicht. Wir kennen Staatsbürgerschaften, Vereinsmitgliedschaften etc. Der Apostel Petrus spricht offensichtlich über die Zugehörigkeit zur Kirche Christi. Zur Kirche gehört man nicht durch die Geburt in einem bestimmten Volk, auch nicht durch den Wohnort oder die Abstammung von einer bestimmten Familie. Petrus sagt: Zur Kirche gehört, wer Gott fürchtet, was wir in der Sprache der Bibel mit Glauben gleichsetzen dürfen. Und als zweites Kriterium nennt er das rechte Tun. Was glaubst du? Und wie lebst du? Sind also die entscheidenden Fragen unserer Gemeinschaft.

Nach den weihnachtlichen Höhepunkten, dem Geburtsfest Christi und dem Fest der Erscheinung des Herrn, geht es heute um die Taufe Jesu. Wir haben es eben im Evangelium gehört: Jesus kommt an den Jordan und reiht sich ein in eine Gruppe unterschiedlicher Menschen. Doch, was sie alle verbindet, ist der Wunsch, ihr Leben neu auszurichten durch den Glauben. Sie wollen ihr Leben mit Gott gestalten und tun, was recht ist. Ausdruck dafür ist die Taufe, die Johannes spendet. Der Täufer Johannes weiß, dass Jesus selbst dieser „Neuausrichtung“ nicht bedarf. Jesus ist ganz auf den Vater ausgerichtet. Jesus tut ausschließlich das Gute. Und doch stellt er sich mitten unter die Taufkandidaten, um zu bekräftigen: Ihr seid auf dem richtigen Weg. Ihr habt das Richtige erkannt. Ich unterstütze euch auf diesem Weg.

Wir sind fast alle als Kinder getauft worden. Das ist richtig und gut. So kann man von Kindesbeinen an in das Leben aus dem Glauben hineinwachsen. Freilich gerät manchmal aus dem Blick, dass die Taufe die Bekräftigung bzw. das Fundament einer Entscheidung ist. Ich muss mich entscheiden, Gott „zu fürchten“, also ihm ganz zu vertrauen, und das Rechte zu tun. Das ist eine lebenslange Aufgabe. Der alte Ritus der Taufe brachte das bei der Begrüßung in knappen Worten zum Ausdruck. Der Täufling bzw. sein Pate wurde gefragt: „Was begehrst du von der Kirche Gottes?“ Und die Antwort war nicht „die Taufe“, sondern „den Glauben“. Wer um die Taufe bittet, der bittet um Bestärkung im Glauben, um das Mitglauben mit der kirchlichen Gemeinschaft. Der reiht sich, wie Jesus am Jordan, ein in eine Gemeinschaft von Menschen, die ihr Leben (neu) ausrichten wollen auf Gott.

Der Taufritus ging weiter mit der Frage: „Und was gewährt dir der Glaube?“ – „Das ewige Leben“ antwortete der Pate. Und damit war klar, hier geht es nicht allein um eine Familienfeier, nicht nur um die berechtigte Freude über die Geburt eines Kindes. Hier geht es um alles, nämlich um das ewige Leben.

In knappen Worten wurde dann dem Täufling mitgegeben, wie man diesen Weg findet, nämlich durch das „rechte Tun“, wie es der Apostel sagte. Oder noch deutlicher mit den Worten Jesu: „Willst du also zum Leben eingehen. So halte die Gebote: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus ganzem Herzen… und deinen Nächsten wie dich selbst.“

Mit dem Fest der Taufe Jesu bekräftigen wir die Überzeugung: In unserer Kirche ist jeder willkommen, ob jung, ob alt, ob Mann oder Frau, ob arm oder reich, ob schwarz oder weiß… Entscheidend ist, dass einer mit uns Gott fürchtet und sich täglich bemüht, das Rechte zu tun. Diesen Weg hat uns Jesus gezeigt, ja, er ist ihn uns selbst vorangegangen, damit wir ihm folgen und so das Leben finden. Amen.

12.01.2025, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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