logo pg liborius wagner Stadtlauringen

Predigt von Pfarrer Daigeler zum 4. Sonntag im Jahreskreis A

Download Audiodatei der Predigt

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, was macht den Menschen glücklich? Ansehen, Reichtum, Gesundheit…? Darüber wird es verschiedene Ansichten geben. Kaum werden uns aber beim ersten Nachdenken die Beispiele in den Sinn kommen, die Jesus im heutigen Evangelium nennt. Die Armen, die Trauernden, die Verfolgten preist Jesus am Beginn seiner Bergpredigt selig. Und dieses Wort „selig“ ist schlicht dasselbe griechische Wort, das wir ebenso mit „glücklich“ übersetzen dürfen.

Die Beispiele passen aber so gar nicht zu den gängigen Glücksvorstellungen. Ja, Frieden stiften, ist ohne Zweifel ein gutes Werk. Doch ob man damit glücklich wird, wenn doch so viele Friedensapelle ungehört verhallen? Sicher, Barmherzigkeit tut mir gut. Doch sie einem anderen zu schenken, der mich verletzt hat, das kostet doch reichlich Überwindung. Und dieses Opfer soll glücklich machen?

Da kommen vermutlich Zweifel auf. Vor allem weil unsere Welt ganz andere Bilder bewirbt: Wer gesund ist und gut aussehend, scheint glücklich zu sein. Wer sich von niemandem etwas vorschreiben lassen muss, wer tun und lassen kann, was er will, der muss doch glücklich sein…

Dennoch geht vom Berg der Seligpreisungen eine unglaubliche Faszination aus. Auch nach 2000 Jahren treffen die Worte Jesu Menschen ins Herz, weil sie ahnen, dass diese Worte wahr sind. Und sie sprechen nicht nur von einer fernen Zukunft, nicht nur vom Himmel. Auch das wäre ja nichts Schlechtes. Aber sie sind in der Gegenwart verfasst. Wenn wir so leben würden, dann würde dieses „Selig seid ihr“ Jesu schon hier und heute beginnen.

Paulus entwirft auf der Grundlage dieses Glaubens eine neue Logik: „Gott hat das Schwache erwählt, um das Starke zuschanden zu machen“. Gott durchschaut die Verkleidung der äußerlichen Schönheit, er weiß um die Vergänglichkeit von Reichtum und Ansehen. Beständig sind Vertrauen, Liebe, Friedfertigkeit, Geduld. Und haben wir nicht selbst schon die Wahrheit dieses Glaubens erfahren? Natürlich wünschen wir uns alle Gesundheit, aber sind wir nicht schon Menschen begegnet, die gerade in Krankheit und Gebrechlichkeit Kraft und Zuversicht aus dem Glauben geschöpft haben? Freilich möchte keiner arm sein, aber kennen wir nicht Menschen, die das Immer-mehr-haben-Wollen nicht mitmachen und in ihrer bescheidenen Lebensführung einfach glücklich sind? Sicher braucht jeder Mensch Ansehen, aber ist nicht der liebevolle Blick eines einzelnen Menschen, dem ich in Treue verbunden bin, wertvoller als die Clicks und Likes vom Fremden unter irgendeinem geschönten Profilbild?

Es gibt nichts Kostbareres in dieser Welt als geliebt zu sein. Und eben diese Botschaft hat uns Christus gebracht: Gott ist die Liebe. Gott liebt mich. Und er hat uns so sehr geliebt, dass er uns seinen eigenen Sohn geschenkt, dass er für uns sogar sein Leben gegeben hat. Wie könnte uns diese Gewissheit nicht glücklich machen?

Das ist keine Naivität. Gottes Liebe ist wirklich, echt, ewig. Darum spricht der Prophet Zefanja in eine konkrete Situation, zu Menschen, die ihre Heimat verloren haben, zu einem Volk, das verschleppt worden ist: „Sucht den Herrn, ihr Gedemütigten im Land“. „Sucht Gerechtigkeit, sucht Demut!“ Demut leben, Gerechtigkeit über den eigenen Vorteil setzen, Barmherzigkeit schenken, Frieden stiften, Schweres und Verfolgung geduldig tragen, Verluste erleben und betrauern, Verzicht üben und bescheiden leben – all das ist nicht leicht. Doch Jesus ermutigt uns zu diesem Weg. Und wer glaubt ernsthaft, dass der Weg zum Glück ein ganz einfacher ist? Amen.

29.01.2023, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

­