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Predigt von Pfarrer Daigeler zum 3. Sonntag der Osterzeit B

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, häufig hören wir die Einschätzungen von Experten, besonders in den Medien. Gesundheitsexperten sprechen zur Corona-Lage, Politik-Experten erklären uns, weshalb dieser oder jener Kandidaten der bessere sein soll und hinzu kommen noch zahlreiche selbst ernannte oder tatsächliche Experten für andere Gebiete. Warum erzähle ich das?

Nicht selten werden ja Glauben und Wissen, Religion und Wissenschaft in der allgemeinen Meinung gegenüber gestellt oder gegeneinander ausgespielt. Aber wie verlässlich ist unsere Wahrnehmung der Welt und ihrer Zusammenhänge? Wie sicher ist unser Wissen? Denn es ist ja schlicht unmöglich für einen Menschen alles zu wissen, was wir über unseren Kosmos oder über den Menschen wissen könnten. Und welchem Experten schenken wir Glauben? Was sind die Kriterien, an denen wir seine Glaubwürdigkeit festmachen?

Wenn wir das ehrlich betrachten, dann sehen wir, dass vieles von unserem Wissen weit subjektiver ist, als wir es uns eingestehen. Nicht selten glauben wir einem „Experten“ vor allem deshalb, weil er uns anspricht, uns sympathisch ist, uns glaubwürdig erscheint. Überprüfen im strengen Sinn können wir es selten. Dazu reichen schlicht unsere Zeit und unsere sonstigen Möglichkeiten nur in Ausnahmefällen.

Das finde ich nicht schlimm. Denn es führt uns letztlich zu der Grundeinsicht, dass Leben ohne Vertrauen überhaupt nicht möglich ist. Unsere ersten Schritte ins Leben begleiten – hoffentlich – gute Menschen, Eltern und Großeltern. Ihnen schenken wir Vertrauen und wir lernen zu einem Gutteil von ihnen das rechte Leben. Das Meiste lernen wir durch Zuschauen und Nachahmen.

Der heilige Lukas hebt in seinem Evangelium und der von ihm ebenfalls verfassten Apostelgeschichte mehrfach den Begriff „Zeugen“ hervor. Wir haben es eben gehört. Petrus betont in seiner Predigt, dass er mit den anderen Jüngern Zeuge der Ereignisse von Tod und Auferstehung Jesu ist. Und der auferstandene Herr bekräftigt bei seiner Begegnung mit den Jüngern noch einmal, dass sie seine Zeugen sein sollen.

Unser christlicher Glaube gründet im Vertrauen auf glaubwürdige Zeugen. Wir haben Jesus nicht selbst gesehen oder gehört. Doch wir kennen die Frauen und Männer, die am Kreuzweg standen, die den toten Leib des Herrn ins Grab gelegt haben und die dann dem Auferstandenen begegnet sind. Nicht nur als Phantasie, als nette Erinnerung, darum legen die Evangelisten so großen Wert darauf, dass der Auferstandene mit den Jüngern gegessen hat. Die Auferstehung Jesu ist eine leibhafte Wirklichkeit. Es ist zugleich eine neue Wirklichkeit, darum müssen selbst die Freunde Jesu mehrfach hinschauen, dass sie ihn erkennen. Jesus ist nicht einfach wiederbelebt worden, er ist auferstanden hinein in das neue Leben bei Gott.

Jesus selbst ist der erste Zeuge dieses neuen Lebens. Ihm glauben die Jünger, sie sollen auf ihn schauen, ihn nachahmen, ihm nachgehen, damit auch sie auf diesem Weg das Leben finden. Und wir glauben den Jüngern und ahmen wiederum ihren Weg nach. Darum gibt es den Glauben nur in Verbindung mit der Kirche. Sie ist Gemeinschaft der Zeugen Jesu. Sie ist unsere Mutter, von der wir das rechte Leben im Sinne Jesu lernen. Die Kirche ist die „Expertin“, wenn es um Jesus geht. Ihr glauben wir, weil wir sie lieben. In der Kirche können auch wir im Sakrament der Eucharistie leibhaft dem Auferstandenen begegnen. Damit wir glauben, dass er lebt. Und damit wir durch den Glauben das Leben haben. Amen.

18.04.2021, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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