Predigt von Pfarrer Daigeler zum 15. Sonntag im Jahreskreis C
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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, „Glaube ist einfach“, sagte einmal Papst Benedikt XVI. Mancher Zeitgenosse, der an den katholischen Glauben denkt, wird vielleicht widersprechen. Ist der Glaube der Kirche nicht eine Fülle von Glaubenssätzen und Geboten? Schwer zu verstehen und noch schwerer einzuhalten?
Für den Schriftgelehrten, der sich im Evangelium an Jesus wendet, ist die Frage wichtig: Was macht den Glauben im Kern aus? Was ist sein Inhalt? Und wie kann ich ihn konkret umsetzen in meinem täglichen Leben?
Die Antwort gibt sich der Schriftgelehrte zunächst selbst: Gott von Herzen lieben und den Nächsten lieben wie mich selbst. So kann man die Botschaft der Schrift zusammenfassen. Und Jesus bestätigt das. Es geht also nicht um ein Spezialwissen oder -können. Es ist so, wie wir es bereits in der Ersten Lesung aus dem Alten Testament gehört haben. Die Weisung Gottes ist nicht unerreichbar fern von uns. Sein Wort ist „in deinem Mund und deinem Herzen, du kannst es halten“. Oder anders formuliert, wie es Jesus dankbar ausspricht: „Den Einfachen hast du es offenbart, Vater“ – denen, die mit ganzem Herzen glauben.
Was dieses „Einfache“ ist, veranschaulicht Jesus im Gleichnis vom barmherzigen Samariter. Das Gleichnis erinnert vor allem daran, zuerst das Naheliegende zu tun. Viele debattieren über die großen Probleme der Welt und was man alles tun müsste, um diese oder jene Krise zu lösen. Nicht, dass sie nicht wichtig wären, aber alles beginnt in meiner kleinen Welt, im Alltäglichen, alles beginnt vor meiner „Haustür“, mit dem ersten Schritt – bei dem Menschen, der an meinem Weg liegt und auf Hilfe wartet. Im täglichen Leben das Gute tun, ist die Verwirklichung des Glaubens.
Wer von uns könnte sagen, dass ihm das stets gelingt, dass er dies täglich einholt in seinem Denken, Reden und Handeln? Ist es also doch kompliziert oder unerreichbar? Um zu lernen, schauen wir als Christen auf Jesus. Er ist das „Ebenbild des unsichtbaren Gottes“, wie es in der Zweiten Lesung hieß. Er liebt den Vater und den Nächsten von ganzem Herzen. Darum können wir am einfachsten glauben und lieben lernen, wenn wir auf das Beispiel Jesu schauen.
Christsein ist Nachfolge, ist Nachgehen in den Spuren Jesu. Für diesen Weg brauchen wir Proviant. Unsere Kraftquelle sind die Sakramente der Kirche, ist die Heilige Messe am Sonntag, ist das Gebet. Für diesen Weg brauchen wir auch Wegweisung. Darum hören wir die Worte des Evangeliums, die uns den Weg Jesu bezeugen und anschaulich machen; darum schauen wir auf die Heiligen, die mit ihrem Leben uns Beispiel geben, wie wir den Weg Jesu in ein konkretes Leben umsetzen können.
Ja, Glaube ist einfach: Glaube ist Gott von Herzen lieben und den Nächsten lieben wie mich selbst. Und doch ist das nicht leicht. Aber wir können sehen, wie es gelingt, indem wir auf Christus schauen und seinem Beispiel folgen. „Glaube ist einfach. Glauben heißt Jesus Christus vertrauen.“ (Papst Benedikt XVI.) Amen.
13.07.2025, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler