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Predigt von Pfarrer Daigeler zum 13. Sonntag im Jahreskreis A

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn,

was hat die Kirche mit meinem Glauben zu tun? Für manche Menschen ist die Vorstellung, Glaube könne es auch ohne die Kirche geben, einleuchtend. Und in dieser allgemeinen Form wird man hier auch schwer widersprechen können. Wie so oft müssen wir genauer hinschauen, nämlich von welchem Glauben genauerhin die Rede ist.

Wer der Vorstellung vom einer irgendwie gearteten, höheren Macht oder einem größeren „Sinn“, der hinter allem steckt, anhängt, der kann dies zugebenermaßen ganz nach eigenem Ermessen tun. Nur unterscheiden sich solche Vorstellungen grundlegend vom christlichen – und schon gar vom katholischen Glauben. Weshalb?

Der christliche Glaube ist nicht abstrakt, er ist überaus konkret. In seiner Mitte steht, wie bereits der Name sagt: Jesus Christus. Also eine Person, die zu einer persönlichen Beziehung aufruft. Alle Worte des eben gehörten Evangeliums sind ein Ruf in die Nachfolge, sind der Ruf, in die Beziehung mit Jesus einzutreten, sind der Ruf, Jesus als den Herrn anzuerkennen – und das ganz konkret in allen Bereichen meines Lebens. Darum werden ja im Text die engsten Familienangehörigen aufgezählt. Sogar hier im Innersten und Persönlichsten soll der Glaube eine Rolle spielen.

Der christliche Glaube ist also keine Privatsache. Er ist wesenhaft Beziehung. Er ist wesenhaft gemeinschaftlich, denn es geht um die Gemeinschaft mit Christus und mit all denen, die Jesus auch als ihren Herrn erkannt haben. Wir sind gemeinsam auf dem Weg. Anders ausgedrückt, wir sind Seine Kirche. Und in dieser Kirche bemühen wir uns, auch allen „Kleinen“ einen „Becher frisches Wasser zu trinken“ zu geben, weil sie – ebenso wie wir „Jünger“ sind. Weil sie – wie es der Prophet Elischa in Schunem erfahren darf – Boschafter Gottes sind.

Die Frohe Botschaft Gottes wird uns nämlich stets von Menschen ausgerichtet. Das ist der Weg, den Gott mit den Propheten gewählt hat und den er in der Menschwerdung seines Sohnes offengelegt hat. Darum gibt es keinen besseren Weg als den Glauben von Mensch zu Mensch weiterzugeben und zu stärken. Darum braucht es die Glaubensgemeinschaft der Kirche, die Gemeinschaft mit dem Herrn stiftet und untereinander. Und diese Gemeinschaft mit Christus nicht allein eine Erzählgemeinschaft. Sie ist konkret und leibhaft in den Sakramenten, in denen uns der Herr berührt.

Ich bin dankbar dafür, wie oft ich in meinem Leben schon diesen Schatz der kirchlichen Gemeinschaft erleben durfte. Menschen haben mir Vertrauen geschenkt, nicht weil ich eine besondere Leistung vorzuweisen hätte, sondern weil ich Priester bin. Ich kann oft über diesen „Vorschuss“ nur dankbar staunen. Auch habe ich als Gast in Kirchen und Pfarreien in anderen Ländern mehrfach das verbindend Katholische unserer Weltkirche erfahren dürfen. Man gehört einfach zusammen in der einen Familie Gottes. Und ist nicht nur eine Theorie. Für katholische Christen muss das eine reale Erfahrung sein, zu der wir alle beitragen können. Somit haben für mich Glaube und Kirche viel miteinander zu tun. Die Kirche stärkt und bereichert meinen Glauben, ja sie trägt ihn, denn ohne die Kirche wüsste ich nichts von Christus, auf dessen Tod wir getauft sind und auf dessen Auferstehung wir unser Hoffnung setzen. Amen.

28.06.2020, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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