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Predigt von Pfarrer Daigeler zu Mariae Himmelfahrt

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, was bedeutet Gewissheit des Glaubens? Und wie entsteht Glaubensgewissheit? Wir sind es heute gewohnt, Glauben eher subjektiv zu verstehen: Was ich für wahr halte, was mir einleuchtet, was für mich sinnvoll erscheint, das wird zumeist als Glauben aufgefasst.

Das heutige Fest Mariae Himmelfahrt gründet auf den ersten Blick in einem Dogma. Dogma meint die Festschreibung, die ausdrückliche Definition einer Glaubensaussage durch den Papst. So geschehen am 1. November 1950 durch Papst Pius XII. Er erklärte feierlich, dass es unverzichtbar und unfehlbar zum katholischen Glauben gehört, dass Maria mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen worden ist.

Das sind zwei ganz unterschiedliche Herangehensweisen. Subjektiv oder objektiv, vom persönlichen Empfinden her oder durch eine amtliche Erklärung. Wie kann man das in Einklang bringen? Entweder oder?

Ohne zu sehr in die Kirchengeschichte einzudringen, ist die Sache, wie so oft, komplexer. Gerade am heutigen Marienfest sehen wir sehr schön das Zusammenspiel der verschiedenen Quellen unseres Glaubens. Der Papst definierte 1950 ja keineswegs etwas gänzlich Neues oder etwas, das ihm irgendwann persönlich in den Sinn gekommen wäre. Er bestätigte vielmehr amtlich, dass sich alle auf das verlassen dürfen und können, was das gläubige Volk seit Jahrhunderten geglaubt hat.

Spätestens seit dem fünften Jahrhundert verehrte man in Jerusalem das leere Grab Mariens. Eine Kirche war dort gebaut worden, von der heute nur mehr die Krypta steht. Vieles spricht dafür, dass das heutige Fest der Weihetag dieser Kirche war. Doch für uns ist viel wichtiger als dieses Gebäude der Glaube der Christen, der sie zu diesem Bau bewegte. Ihnen war klar, Jesus, der sagt: „Ich bin die Auferstehung und Leben. Wer mir glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt“, wie hätte dieser Jesus sein Versprechen nicht wahr machen sollen an dem Menschen, den er auf Erden am meisten geliebt hat, an seiner Mutter Maria?

Sie ist doch die, von der wir eben im Evangelium Elisabeth sagen hörten: „Selig ist die, die geglaubt hat, was der Herr ihr sagen ließ.“ Und sein Wort heißt: „Ich bin gekommen, damit ihr das Leben habt und es in Fülle habt!“

Diesen Glauben haben die Gläubigen aus dem Wort Jesu, das die Apostel treu überliefert haben. Diesen Glauben haben sie im Gottesdienst seit Jahrhunderten gefeiert. Zu ihrer himmlischen Mutter haben sie gebetet und Erhörung erfahren. Der Papst hat bestätigt: Das ist keine alte Geschichte. Das ist die Wahrheit – gestern, heute und in Ewigkeit.

Glauben auch wir diesem Wort des Lebens! Glauben wir der Frohen Botschaft, die heißt: Wer an Christus glaubt, findet das ewige Leben! Maria ist inmitten aller Bedrängnis, wie wir es in der Lesung aus der Offenbarung hörten, das leuchtende Zeichen der Hoffnung und der Zukunft! Mit ihr glauben wir, mit ihr sind wir auf dem richtigen Weg. Amen.

15.08.2022, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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