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Predigt von Pfarrer Daigeler zum 16. Sonntag im Jahreskreis C 

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, wie schön ist es, wenn mich ein lieber Mensch aus meiner Familie oder ein guter Freund besucht. Diese Erfahrung kennen wir hoffentlich alle. Gerade nach den Einschränkungen der vergangenen zwei Jahre suchen viele Menschen umso mehr die Gemeinschaft mit anderen. Davon leben wir nicht weniger als vom Brot. Für Maria, von der wir im Evangelium hören, ist der Besuch ihres Freundes Jesus offensichtlich so faszinierend, dass sie darüber ihre anderen Aufgaben vergisst. Es tut gut, wenn mir jemand zuhört, wenn ich dem anderen zuhöre.

Zuerst klingt diese grundmenschliche Erfahrung im Evangelium an. Es ist eine Begegnung von guten Freunden: Jesus ist Gast bei Maria, Marta und ihrem Bruder Lazarus. Der Evangelist Lukas hält in wenigen Worten die Freude dieser Begegnung fest. Auch die alttestamentliche Lesung aus dem Buch Genesis spricht zunächst von einem Besuch. „Drei Männer“ gehen am Zelt des Abraham vorbei und er lädt sie ein: „Geht nicht vorüber“, seid meine Gäste. Und die Einladung wird angenommen.

Jeder, der schon einmal ein Fest ausgerichtet hat, weiß, dass das Arbeit und Vorbereitung bedeutet. Tische müssen hergerichtet und Essen muss vorbereitet werden. Manchmal muss man sich auch noch kümmern, wo die Gäste übernachten können… Die Arbeit liegt nach unserer Erfahrung auf dem Gastgeber. Er oder sie muss Zeit, Kraft und Kosten aufwenden. Marta drückt das ja im Evangelium aus, wenn sie anmerkt, dass die ganze Arbeit an ihr hängen bleibt.

Die Bibelübersetzung, die wir seit 2017 verwenden, hat die Antwort Jesu glücklicherweise wörtlich übersetzt. Maria hat nicht „das Bessere“, sonst den „guten Teil“ erwählt. Jesus übergeht nicht die Sorgen der Marta, er setzt ihre Arbeit nicht herab, er setzt sie ins Verhältnis. Und das ist das Geschenk, das uns der Glaube macht. Der Glaube ersetzt nicht unsere tägliche Arbeit, er nimmt die Schwierigkeiten von uns. Er nimmt uns nicht ab, dass es unseren Einsatz, das Opfer unserer Zeit und Kraft braucht, damit das Leben gelingt, damit Gemeinschaft wachsen kann. Vielmehr öffnet uns der Glaube die Augen für das Schöne, das inmitten von all dem verborgen ist, dass nämlich der Herr als unser Freund da ist. In ihren „Sorgen und Mühen“ scheint Marta das vergessen oder übersehen zu haben. Maria hat es entdeckt, und das „wird ihr nicht genommen werden“.

Vielleicht haben wir menschlich bereits diese Erfahrung machen dürfen. Wir haben uns viel Mühe mit der Vorbereitung gemacht, Zeit und Kraft investiert. Und am Ende waren wir selbst die Beschenkten – durch die Freude der Gemeinschaft, durch ein gutes Wort, einfach dadurch, dass gute Menschen bei mir waren. Diese menschliche Erfahrung kann uns den Blick öffnen für die Schönheit des Glaubens, der uns sagt: Gott will unser Gast sein, wenn wir ihn wie Abraham einladen. In den „drei Männern“ kommt „der HERR“ selbst zu Abraham und Sara. Der dreifaltige Gott ist Gast in ihrem Zelt.

Was für eine Kraft und Freude liegt in diesem Wissen: Gott ist nicht fern von uns. Er will mir nahe sein. Er will mein Gast sein. Und letztlich bin ich der Beschenkte.

Paulus erinnert an diese Logik unseres Glaubens. Wo ich den Herrn einlade, bei mir zu sein, auch in die Lasten und Leiden des Lebens, kommt er mit seinem Segen. Und seine Gemeinschaft stärkt und stützt mich. „Christus ist unter euch, die Hoffnung auf Herrlichkeit“, ruft der Apostel den Kolossern zu – und auch uns.

In der Heiligen Messe bereiten wir den Altar. Viele tragen etwas bei, dass die Feier gelingen kann. Doch letztlich sind wir Seine Gäste. Der Herr beschenkt uns mit seiner Gegenwart. Lassen wir uns das nicht nehmen. Amen.

17.07.2022, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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