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Predigt von Pfarrer Daigeler zum 16. Sonntag im Jahreskreis C

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, ein Dach über dem Kopf, eine Herberge zu haben – gerade in der Fremde – ist wertvoll. In der Weise, wie es für die Menschen der alten Welt lebensentscheidend war, erleben wir es heute nicht mehr. Wir fahren mit dem Auto ein paar Orte weiter, das ist für einen, der zu Fuß unterwegs ist, kaum möglich. Wir schauen auf einer App nach einem freien Zimmer in einer Unterkunft, in früheren Jahrhunderten musste man an jede Tür klopfen und um Gastfreundschaft bitten.

Auf dieser menschlichen Ebene leuchtet die Erzählung von Abraham ein, der die „drei Männer“ bewirtet, oder von Jesus und seinen Jüngern, die bei Maria, Marta und Lazarus gastliche Aufnahme finden. Es tut gut, sich auf einer Reise in Ruhe hinsetzen zu können, zu essen und zu trinken.

Freilich erschöpfen sich die biblischen Erzählungen nicht in dieser Aussage. Und auch uns ist die Erfahrung vertraut, dass Speisen und Getränke zwar unverzichtbar sind, aber noch nicht alles sind, was Gastlichkeit bedeutet. Wir suchen ja manchmal andere Menschen auf, nicht weil wir hungrig oder durstig wären, sondern wir jemanden brauchen, der mir zuhört, der mich versteht. Das ist nicht minder lebensnotwendig als Speise und Trank. So können wir ahnen, weshalb Jesus Maria lobt, die zwar nicht in der Küche hilft, aber seinen Worten lauscht. Sie versteht offensichtlich, worum es Jesus geht, was sein Anliegen ist. Das ist der „gute Teil“, der ihr nicht genommen werden soll. Und das ist gewiss auch ein Trost für Jesus selbst. Täuschen wir uns nicht, der Herr hat auch viel Unverständnis erfahren und er tut das bis heute. Wie traurig, muss er darüber sein. Und wie frohmachend und tröstlich ist es für den Gottessohn, wenn Menschen seine Botschaft mit glaubendem Herzen aufnehmen.

Der Apostel Paulus spricht in der Zweiten Lesung über eine ähnliche Erfahrung, wie er sich abgemüht hat, damit das erlösende Evangelium Christi zu vielen Menschen gelangt. Er spricht aber auch von Leiden, die er dabei zu tragen hatte, gewiss auch durch die Ablehnung, die Glaube an Christus damals wie heute erfährt.

Doch die Lesungen des heutigen Sonntags fordern uns heraus, noch einen dritten Schritt zu wagen. „Herr, wer darf Gast sein in deinem Zelt“, haben wir mit den Worten des Psalms gebetet. Und hier deutet sich an, dass die Rolle zwischen Gastgeber und Gast eine wechselseitige Beziehung ist. Ja, die „drei Männer“ in der Genesis-Lesung sind in der Mittagshitze unterwegs, und was läge näher als eine Stärkung im Schatten der „Eichen von Mamre“? Doch bei genauem Hinhören merken wir, dass Abraham es ist, der die Gäste anfleht, bei ihm einzukehren. Er hat verstanden, dass Gott, der Herr, selbst es ist. Und so ist es letztlich auch bei Maria, Marta und Lazarus, sie werden zu Beschenkten durch die Worte und die Gegenwart des Herrn. In ihrem Haus, an Lazarus wird er große Zeichen und Wunder vollbringen.

In der Heiligen Messe, die wir Sonntag für Sonntag feiern, wird uns etwas davon zuteil. Ja, wir machen uns auf den Weg zur Kirche, wir geben etwas von unserer Zeit. Konkrete Menschen bereiten das Fest, die Mesner, die Ministranten, die Kirchenmusiker, alle, die den „Festsaal“ reinigen und schmücken… Das ist notwendig und wertvoll. Doch der Höhepunkt der Messe ist die Wandlung. Zunächst scheint es so, als wären wir die Gastgeber der Feier, aber in der Wandlung wird deutlich, wir sind ebenso oder vielmehr Gäste – seine Gäste. Denn der Herr selbst wird uns zur Speise und zum Trank, er wird uns zur Stärkung und Wegzehrung. Und wir gehen beschenkt nach Hause. Der Herr ist unendlich großzügig, doch das kann nur der erfahren, der ihm folgt, der ihm mit seinem Leben den Tisch bereitet. Amen.

20.07.2025, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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