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Predigt von Pfarrer Daigeler zum 12. Sonntag im Jahreskreis A

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn,

„Fürchtet euch nicht!“ Mehrfach findet sich dieses Wort Jesu im Evangelium. So auch heute. Immer neu brauchen die Jünger, brauchen die Zuhörer Jesu, brauchen wir diese Ermutigung: Fürchtet euch nicht! Der Glaube an Jesus soll uns von der „Angst der Heiden“ frei machen. Denn es ist das Herzensanliegen Jesu, Vertrauen zu stiften – Vertrauen in den himmlischen Vater, bei dem „sogar die Haare auf dem Kopf alle gezählt sind“, der sich um uns sorgt, aus dessen Sorge keiner fällt, der auf ihn vertraut. Oder wie es Jesus sagt: Wer sich zu mir bekennt, zu dem werde auch ich mich bekennen.

Dass dieser Glaube nicht weltfremd oder naiv ist, bezeugt die Erste Lesung. Der Prophet Jeremia wird verfolgt und angegriffen, gerade weil er sich zum Herrn bekennt. Die Masse grenzt ihn aus, zeigt ihn an und hofft, dass er endlich zu Fall kommt. Der Glaube nimmt uns nicht heraus aus den Problemen und Krisen der Zeit. Jeder von uns kennt gläubige Menschen, die von Krankheiten oder Schicksalsschlägen getroffen wurden oder die daran leiden, dass ihre Ehe und Familie zerbrochen ist… Können wir ihnen raten mit Jeremia zu bekennen: Der Herr „rettet das Leben des Armen“?

Ich glaube, fast jeder von uns betet in der Not um ein Wunder, um Heilung, um einen Ausweg… Das ist menschlich. Und sogar der Heiland am Ölberg betete: „Vater, lass diesen Kelch an mir vorübergehen.“ Wir dürfen also so beten. Gleichzeitig nennen wir uns Christen, weil wir uns bemühen den Weg Christi nachzugehen, seinen Spuren zu folgen, weil wir vertrauen, dass sein Weg unerschütterliche Hoffnung birgt und zum Leben führt. Der heilige Paulus erinnert uns in seinem Römerbrief aber auch daran, wie der Weg Jesu aussah. Jesus hat für uns das Kreuz auf sich genommen, um uns das Leben und die Gnade zu bringen. Es gibt kein Christsein ohne das Kreuz. Es gibt kein Leben ohne das Leiden. Alles andere ist eine trügerische Illusion unserer Zeit. Doch in Jesus wissen wir, dass nicht das Kreuz das letzte Wort hat, sondern die Auferstehung, dass auf den Karfreitag Ostern folgt. Das ist der Weg Jesu. Darum ist es unser Weg!

Jesus ist uns vorangegangen, damit wir den Mut finden, ihm zu folgen. Immer neu ruft er uns zu: „Fürchte dich nicht. Folge mir nach.“ Darum können wir als Christen in jeder Krise unterscheiden nach dem Wort Jesu: „Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, die Seele aber nicht töten können, sondern fürchtet euch eher vor dem, der Seele und Leib in der Hölle verderben kann.“ Das ist ein herausforderndes Wort des Herrn. Aber es ist wahr. Und es ist wichtig gerade für unsere Zeit. Wir leugnen die Gefahren für Leib und Gesundheit nicht. Und was Menschenmöglich ist, das sollen wir auch tun, sie zu schützen. Aber übersehen wir nicht die viel größere Gefahr, dass uns der Trost des Glaubens abhanden kommt, dass uns die Hoffnung geraubt wird – die Hoffnung, dass keine Macht der Welt, keine Krankheit, ja nicht einmal der Tod uns scheiden können von der Liebe Christi! Bekennen wir uns zu ihm, suchen wir täglich seine Nähe, lernen wir von seinem Vertrauen. Dann sind wir auf dem richtigen Weg. Dann haben wir bereits das Leben in Fülle. Amen.

21.06.2020, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

 

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