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Predigt von Pfarrer Daigeler zum 19. Sonntag im Jahreskreis C

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, „fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn euer Vater hat beschlossen, euch das Reich zu geben.“ Ist das ein Trostwort oder eine Situationsbeschreibung? Wenn wir uns in der Kirche unserer Tage umschauen, dann haben wir vielleicht manchmal den Eindruck, dass wir eine „kleine Herde“ geworden sind. Umso mehr fällt uns das auf, wenn wir uns in den großen Kirchengebäuden versammeln, die unsere Vorfahren errichtet haben.

Vermutlich beschreibt Jesus zunächst schlicht seine eigene Zuhörerschaft. Es ist anzunehmen, dass keineswegs alle Menschen sich damals für Jesus interessiert haben oder gar an ihn geglaubt hätten. Wie wäre es sonst zu Streit, Ablehnung und letztlich zur Verurteilung Jesu gekommen? Doch Jesus lässt sich dadurch nicht abbringen von seinem Weg. Er spricht der kleinen Herde Mut zu: „Fürchte dich nicht!“ In der Heiligen Schrift finden sich verschiedene Bilder, mit denen sie das Volk Gottes beschreibt. Dabei fällt auf, dass Jesus häufig im Kleinen das Entscheidende sieht. Sie sind die „Wachen“, die Wachsamen, die „ihre Lampen brennen lassen“, wie wir eben im Evangelium hörten. Die Lampe mag klein sein, doch ihr Licht macht den Unterschied, es erhellt den ganzen Raum. Oder das Senfkorn, der Sauerteig – alles Bilder für eine kleine Menge, die aber etwas Großes in Gang bringen kann.

Das geschieht aber nicht von allein. Entscheidend ist der wache Glaube, von dem die Zweite Lesung sprach. Die Beständigkeit, die glaubende Treue von Abraham und Sara macht sich belohnt. Sie werden Erben des neuen Landes, Eltern eines großen Volkes.

Das ist auch unser Auftrag, in dieser Zeit den Glauben wachzuhalten. Das alttestamentliche Weisheitsbuch spricht von den Israeliten in der Gefangenschaft. Politisch stehen sie auf der Verliererseite. Sklaven sind sie in Ägypten geworden, der Willkür der Mächtigen ausgeliefert. Doch sie bergen eine Hoffnungsbotschaft: „Die Nacht der Befreiung wurde unseren Vätern vorher angekündigt“. Darum tun sie „im Verborgenen“ das Gute und Rechte, sie beten und singen „im Voraus die Loblieder“. Noch bevor die Befreiung sichtbar wird und eingetreten ist, ist sie in ihrem glaubenden Beten bereits Gegenwart.

Auch uns ist in Christus die Befreiung angekündigt. Darum kommen Christen seit den ersten Tagen am Sonntag zusammen. Sie feiern die Auferstehung des Herrn, sie feiern das Neue, das keimhaft bereits begonnen hat. Durch die Taufe und durch den Glauben hat der Herr den Samen des neuen Lebens bereits in uns gelegt. In der Eucharistie tritt er wie zu den Emmausjüngern in unsere Mitte, damit wir nicht mutlos werden. Er zeigt uns, dass er bei uns ist.

Unabhängig davon, wie viele sich konkret versammeln, wie haben den Auftrag, die „Loblieder der Väter“ zu singen, zu singen von der Befreiung, die in Christus zu finden ist. Das ist unser Auftrag, unser Dienst in der Welt. Denn wir sollen Sauerteig werden, der den ganzen Teig durchmengt. Das Reich Gottes, das die engen Grenzen dieser Welt überschreitet, ist uns zugesagt. Dieser Same ist in uns gelegt, soll in uns wachsen. Darum brauchen wir uns nicht zu fürchten. Die Zusage Gottes gilt felsenfest. Amen.

07.08.2022, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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