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Predigt von Pfarrer Daigeler zum Pfingstfest

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn,

jeden Tag prasseln unzähligen Nachrichten, Worte und Bilder auf uns ein. Manchmal fällt es uns schwer zu sagen, was davon überhaupt wichtig und zielführend ist. Oder manche Menschen wissen in der gegenwärtigen Krise aufgrund der zahlreichen Meinungen und ununterbrochenen Veränderungen nicht mehr, wie sie die Ereignisse einordnen sollen.

Dabei ist die Einordnung und Deutung gerade die wichtigste und zugleich schwierigste Aufgabe. Es ist ja nicht so, dass uns die Welt gleichsam nur Fakten liefern würde, die dann einfach von uns gelesen und dann von allen gleich verstanden und aufgefasst würden. Unsere Erfahrung widerspricht dem. Und auch die Erfahrung der Jünger ist zunächst eine andere. Unzählige Menschen reden etwas beim Wochenfest in Jerusalem. Vielleicht reden sie sogar über das gleiche Thema, alle verwenden sie Worte und Zeichen, doch verstehen sie einander nicht. Es braucht einen „Verstehensschlüssel“ und es braucht die rechte Deutung der Ereignisse. In kräftigen Bildern schildert uns der heilige Lukas in seiner Apostelgeschichte das Pfingstereignis, dass nämlich den Jüngern ein solcher Verstehensschlüssel geschenkt wird: der Heilige Geist. Nun können sie die Botschaft Jesu deuten und darlegen. Und sie werden damit verstanden.

Wer das so hört, könnte an eine Art magisches Geschehen denken. Doch darum geht es nicht. Es geht um eine Unterscheidung der Geister. Diese ist hilfreich und notwendig für eine gute und richtige Entscheidung. Was ist gemeint?

Dieser Entscheidungsweg gleicht dem Wagnis des Glaubens. Oft erwarten Menschen vorab eine 100-prozentige Klarheit darüber, was zu tun ist. „Das muss mir jemand beweisen. Da brauche ich Fakten.“ Und wenn diese Fakten „gecheckt“ sind, dann liegt nur mehr eine Möglichkeit auf der Hand. So die Annahme. Aber ist dem so?

Kann nicht vielmehr die Richtigkeit einer Entscheidung überhaupt erst im Mut der getroffenen Entscheidung gefunden werden? Erst wenn ich mich entscheide, merke ich, ob das richtig oder falsch war. 100-prozentige Sicherheiten gibt es nicht in dieser Welt.

Es gibt eine geistliche Tradition, die empfiehlt, vor einer großen Entscheidung sich innerlich schon mal für einen Weg zu entscheiden und dann aufmerksam zu spüren, ob mir diese Entscheidung Frieden schenkt. Denn der „Herzensfrieden“ ist ein Merkmal des Heiligen Geistes. Natürlich geht es dabei nicht um Trägheit oder Stumpfheit, sondern um das ehrlich hineinhören in meine Seele. Der Widersacher, der böse Geist bewirkt Misstrauen, Streit und Unruhe. Der gute Geist, der Heilige Geist schafft Gemeinschaft, Vertrauen und schenkt Herzensfrieden.

Wie dringend braucht diese Geistesgaben unsere Welt und auch wir selbst. Beten wir an diesem Pfingstfest darum, dass Jesus – wie einst zu den Jüngern – in unsere Herzen sagt: „Friede sei mit euch“. Amen.

30.05.2020, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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