Predigt von Pfarrer Daigeler zum Dritten Adventssonntag C
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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, „sorgt euch um nichts“, schreibt der heilige Paulus aus dem Gefängnis in Rom an die griechische Gemeinde Philippi. Sorgt euch um nichts? Das klingt nach einer Zumutung oder zumindest irgendwie weltfremd. Es gibt doch so vieles zu besorgen in der Vorbereitung auf das Weihnachtsfest. Im Beruf und zuhause muss doch jeder Sorge tragen, damit alles läuft. In der Kirche sind viele eifrig darum besorgt, dass Strukturen, Pläne und Aufgaben abgearbeitet werden…
Kennen Sie jemanden, der keine Sorgen hat? Ich nicht, aber ich bin auch nicht sicher, ob das hier gemeint ist. Es geht ja um eine gläubige, christliche Haltung, die der Apostel – wie schon gesagt: selbst in Ketten – den Philippern ans Herz legt. Wenn ich mich umschaue, dann bin ich zumindest unsicher, ob das unser Erkennungszeichen als Christen ist. Und nach meiner Wahrnehmung unterscheiden sich da die unterschiedlichen Positionen, wenn man sich mal als „links und rechts“, als „konservativ und progressiv“, als „Fortschrittliche“ oder als „Leugner“ bezeichnen will, in den gegenwärtigen Sorgen kaum von einander. Sehr viel Zeit und Kraft binden die jeweiligen „Sorgen“ – nur eben jeweils vor etwas anderem.
„Der Herr ist nahe“, nennt Paulus als Grund dafür, dass wir uns als Christen nicht in Sorgen aufzureiben brauchen. Wir dürfen uns sogar freuen, sagt er: „Noch einmal sage ich: Freut euch!“ Diese Botschaft ist nicht neu, bereits der Prophet Zefanja, wir hörten es in der Ersten Lesung, lädt das Volk Israel zur Freude ein, denn „der HERR ist in deiner Mitte“. Die Einladung darüber zu jubeln und sich zu freuen, gab sogar dem heutigen dritten Adventssonntag seinen Namen: „Gaudete“ – „Freut euch“.
In diesen Worten wird uns etwas gesagt, um zu verstehen, was Freude oder Hoffnung bedeuten. Was es meint, sich nicht in Sorgen aufreiben zu müssen. Nämlich: Wir sind nicht allein!
Viele Ereignisse in der großen und kleinen Welt vermag ich nicht zu ändern. Ich kann sie nur durchstehen. Und indem ich sie durchstehe, bewältige ich sie. Freilich wünschen und beten wir als Menschen oft, dass diese oder jene Not verschwinden möge. Doch die Botschaft des christlichen Glaubens ist bescheidener und darum echter. Sie sagt: Gott ist mit uns. Er hat sich in Jesus an unsere Seite gestellt. Und wer von uns wüsste nicht, wie tröstlich es ist, wenn einer mit mir eine schwere Stunde aushält, wenn ich nicht im Stich gelassen werde. Der andere muss nicht unbedingt dieses oder jenes machen, er muss „einfach“ da sein und mit aushalten, durchstehen.
Die Adventszeit ruft uns diese Frohe Botschaft in Erinnerung: Gott ist in Jesus Mensch geworden, um uns nahe zu sein. Indem wir ihm dafür betend danken, erfahren wir seine Nähe. Denn wenn wir beten, öffnen sich unsere Augen für den Trost der Nähe und Gegenwart Gottes.
In anderen Worten sagt Johannes der Täufer im Evangelium dasselbe. Nichts Außergewöhnliches ist von uns verlangt. Das Tägliche ordentlich und ehrlich tun, rät Johannes den Zöllner, den Soldaten und den Menschen, die zum ihm kommen. Und vergesst nicht: Der Herr wird kommen. Dort aber, wo Jesus kommt, wird sichtbar, was Bestand hat und was vergänglich ist, was unwichtig und was wertvoll ist, was gut und was böse ist… Johannes nennt das Gericht. Das ist es. Ebenso ist es Klarheit, die uns der Blick auf Jesus schenkt.
Vergessen wir es nicht: Der Herr ist nahe. Er ist mir nahe. Diese Freude, die Zuversicht soll unser Erkennungszeichen sein. Sie soll uns durch den Advent begleiten. Amen.
12.12.2021, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler