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Predigt von Pfarrer Daigeler zum 22. Sonntag im Jahreskreis A

Liebe Brüder und Schwestern im Herrn,

der Prophet Jeremia gehört zu den spannendsten Gestalten des Alten Testamentes. Er zeigt uns die Schönheit und gleichzeitig die Schwierigkeit des Glaubens. In seinem menschlichen Ringen sehen wir die Begeisterung für seine Berufung und zugleich die Mühe, die diese mit sich bringt. So auch in dem Abschnitt, den wir eben in der Ersten Lesung gehört haben: Jeremia spricht von der tiefen Freude und Erfüllung, die ihm seine Berufung schenkt. Im Bild einer Liebesbeziehung sagt er: „Du hast mich betört, o Herr, und ich ließ mich betören“. Aber Jeremia stößt mit seiner Begeisterung für Gott auf Unverständnis, ja sogar auf Ablehnung bei seinen Nachbarn und Mitmenschen. Vielleicht ist uns das nicht ganz fremd. Menschen, die wir kennen und schätzen, verstehen nicht immer, warum wir glauben, warum wir in die Kirche gehen… Das, was mich im Innersten für Gott begeistert, kann ich oft nicht oder nur schwer anderen erklären.

Gleichzeitig spricht uns der Prophet Jeremia Mut zu. Manchmal überlegt er sich, alles zu hinzuschmeißen, seine Berufung hinter sich zu lassen, sagt er ganz offen. Aber dann spürt er eine solche Unruhe im Herzen, dass er das nicht kann. Es würde sein Herz zerreißen. Einmal von Gott ergriffen, kann er die Sache Gottes nicht aufgeben. Alles andere wäre zu wenig. Es reicht ihm nicht mehr, sein Leben ohne Gott zu deuten, seinen Weg ohne Gott zu gehen – auch wenn das Leben als Gläubiger manchmal eine große Herausforderung für ihn ist. Doch die Freude und die Kraft, die Gott schenkt, überwiegt.

In diese Richtung weist uns auch der heilige Paulus in der Zweiten Lesung. Um nicht anzuecken, um keinen Widerspruch zu erregen, raten manche zur Anpassung an die Welt und ihren Geist. Eine höchst aktuelle Versuchung. Klipp und klar sagt der Apostel: Die gedankenlose Anpassung an die Welt hilft nicht weiter. Wenn wir von Christus ergriffen sind, wenn wir begriffen haben, wer Gott wirklich ist, dann können wir nicht mehr einfach alles mitmachen, was alle machen oder sagen. Und das sagt auch das deutliche Wort Jesu an Petrus: „Tritt hinter mich“. Sehr viel klarer ist das nun in der neuen Bibelübersetzung wiedergegeben. Jesus schickt Petrus ja nicht weg, sondern er ruft ihn neu in die Nachfolge. Wie zu Beginn am See Genesareth sagt er auch hier: Hinter mir her, folge mir nach…

Jesus geht voran, und wenn wir ihm folgen, sind wir immer auf dem richtigen Weg! Jesus hat uns nicht versprochen, dass sein Weg leicht ist und darum auch nicht der unsere. Ganz deutlich benennt Jesus das Kreuz. Er weiß ja, dass sein Weg nun nach Jerusalem und damit nach Golgotha geht. Es gibt kein Leben ohne das Kreuz, es gibt kein Leben ohne Herausforderungen, ohne Leiden, ohne Opfer. Alles andere ist naiv oder eine Illusion. Doch die große Zusage Jesu ist: „Wer sein Kreuz auf sich nimmt, der hat Gemeinschaft mit mir.“ Unter jedes Kreuz beugt sich der Herr zu uns, um es mit uns zu tragen, sobald wir es annehmen. Und so wird es zum Weg nach Ostern, denn in Jesus und seinem Weg ist das Leben zu finden in Zeit und Ewigkeit. Amen.

30.08.2020, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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