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Predigt von Pfarrer Daigeler zum Hochfest der Erscheinung des Herrn

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, das Matthäusevangelium endet mit den Worten Jesu: „Geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Und siehe, ich bin mit euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“

Diese Zusage, dass der Herr bei uns ist, und dieser Auftrag, dass alle Menschen diese Frohe Botschaft erfahren, ziehen sich durch das ganze Evangelium. So stellt Matthäus die Geburt Jesu sogleich in einen weltgeschichtlichen Kontext. Von fern, aus dem Osten kommen Sterndeuter, die in dem neugeborenen Kind einen König und Gott erkennen und anbeten. Davon zeugen ihre kostbaren Gaben: Gold für den König, Weihrauch für das Gebet und zur Ehre Gottes und dafür ebenso die Myrrhe. Auch wenn das in den vergangenen Monaten als politisch umstritten erschien, hat die christliche Kunst doch diese weltumspannende Botschaft darzustellen versucht. So finden sich die Könige in drei Lebensaltern: Jugendlicher, Erwachsener und Greis. Oder mit verschiedenen Hautfarben als Vertreter unterschiedlicher Kontinente. Stets ist es ein Versuch auszudrücken, dass die Botschaft Jesu bis an Grenzen der Erde gehen soll, weil sie alle Menschen angeht.

Ein großes Hindernis für den Glauben ist die Selbstgenügsamkeit. „Wenn es Dir gut tut, dann kannst Du Dich damit beschäftigen…“ Doch der christliche Glaube lebt von der Mitteilung. Er kommt aus der Mitteilung, aus der Offenbarung Gottes. Gott hat Menschen angesprochen, er hat sich uns mitgeteilt, er hat in seinem menschgewordenen Sohn unser Leben geteilt. Und wer das erfasst, der kann die Freude nicht für sich behalten. Das sehen wir im Christuskind sehr anschaulich. Wenn ein Paar ein Kind bekommt, dann will man diese Freude mit anderen teilen. Es werden Bilder und Nachrichten verschickt… Das gehört zum Wesen der Freude, dass sie sich mitteilen will – und dass sie durch das Teilen wächst.

So ist es auch mit dem Glauben. Er will sich mitteilen, denn er ist, wie uns Paulus in der Zweiten Lesung sagt: „Teilhabe an der Verheißung in Jesus Christus durch das Evangelium“. Der Glaube lässt uns teilhaben am Leben Gottes. Danach suchen auch die Sterndeuter aus dem Morgenland. Sie haben ja alles, was sie zum Leben brauchen. Ihre Gaben zeugen ja auch von ihrem Wohlstand. Und doch suchen sie mehr. Sie suchen den Heiland. Sie suchen den, der die Sehnsucht ihres Herzens stillen kann – den, der Licht in die Dunkelheiten und Abgründe unseres Herzens bringen kann. Dafür sind sie bereit einen weiten Weg auf sich zu nehmen. Sie wagen etwas, sie investieren etwas. Und werden dafür belohnt.

Auch der Glaube fällt uns nicht einfach zu. Er ist nicht selbstverständlich da. Er lässt sich nur im Suchen finden – indem wir immer wieder aufbrechen und den Herrn suchen. Gleich dem Stern, den die Weisen sahen, schenkt er uns Spuren seiner Gegenwart. In der Gebetsgemeinschaft seiner Kirche, in seinem Wort, in Zeichen selbstloser Güte, die uns geschenkt werden… Spuren, die uns einladen, uns auf den Weg zu machen, um wie die Sterndeuter Jesus zu finden. Ihre Freude war „sehr groß“ – und Gott will, dass alle Menschen diese Freude finden.

Die Sternsinger dürfen diesen Segen, diese Freude heuer leider nicht über unsere Häuser schreiben. So ist jeder von uns aufgefordert, den Segen über seine Tür zu schreiben, damit wir auch durch dieses Jahr in der Gewissheit gehen können, dass der Herr mit uns ist „alle Tage bis zum Ende der Welt“ – und jeder ist eingeladen diese Freude und Zuversicht mit anderen zu teilen. Amen.

06.01.2021, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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