Predigt von Pfarrer Daigeler zum Weltmissionssonntag
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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, mit dem Wort „Mission“ verbinden Menschen unterschiedliche Bilder. Die einen denken an frühere Jahrhunderte, dass die Apostel aufbrachen und das Evangelium verkündeten. Andere denken an andere Kontinente, dass Missionare, vorrangig Ordensmänner und -frauen, in eine fremde Welt aufbrachen und durch Predigt und durch tatkräftige Hilfe den christlichen Glauben weitergaben. Ich möchte noch eine dritte Assoziation hinzufügen: Bereits im Jahr 1948 sprach der Jesuit P. Ivo Zeiger bei einem Katholikentreffen davon, dass Deutschland ein „Missionsland“ geworden sei.
Zahlreiche Christen begehen heute den Weltmissionssonntag. Und wie aktuell dieses Thema ist, daran erinnern uns die Päpste in den letzten Jahrzehnten immer wieder unter dem Stichwort: Neuevangelisierung. Mission ist kein abgeschlossenes Projekt, Mission ist keine Sache nur für andere Kontinente. Mission ist eine bleibende Aufgabe, sie gehört zum Wesen der Kirche – zu allen Zeiten und an allen Orten.
Denn was ist Mission? Von der Wortbedeutung meint es „Sendung“. Vor seiner Himmelfahrt sendet Jesus seine Jünger in die ganze Welt, damit sie die Menschen zu seinen Jüngern machen. Das ist das Herzensanliegen Jesu, dafür ist er Mensch geworden, um möglichst alle Menschen in den Bund mit dem lebendigen Gott zu führen. „Kehrt um und glaubt an das Evangelium“, mit diesen Worten beginnt Jesus sein öffentliches Wirken. Und dieses Wirken Jesu soll in seiner Kirche, soll durch seine Jünger weitergehen. Anders formuliert: Mission heißt, die Freude des Evangeliums teilen, heißt, die Freude, dass wir Jesus gefunden haben, teilen.
Wo wir aufhören von dieser Freude zu sprechen, werden wir selbstgenügsam. Und dann trocknet auch unser eigener Glaube aus. Denn der christliche Glaube ist eine individuelle Weltanschauung. Er ist Beziehung, er ist Freundschaft mit dem Herrn. Christlich Glauben, heißt sein Leben auf Jesus ausrichten, sein Leben mit ihm gestalten. Wie das geht, fasst Jesus im eben gehörten Evangelium ganz schlicht zusammen: „Gott lieben mit ganzem Herzen“ und den „Nächsten lieben wie dich selbst“. Das hat Jesus selbst getan und uns vorgelebt. Und er fordert uns auf, es ihm nachzutun. Das ist sein Gebot: Gott und den Nächsten lieben.
Wo wir das leben, da sind wir bereits Missionare. Denn unsere Liebe zu Gott und zum Nächsten ist die stärkste Bekräftigung unserer Botschaft. Natürlich braucht es auch Worte, es braucht Erklärung und Kenntnis des Glaubens. Der christliche Glaube ist ja vernünftig und in Worte zu fassen. Damit unsere Worte aber aufgenommen werden, müssen sie von Herzen kommen. „Cor ad cor loqitur“, hatte der heilige John Henry Newman als sein Motto. „Das Herz spricht zum Herzen“.
Beginnen wir also mit dem Gebet, mit der Zeit für den Herrn, damit er zu unserem Herzen spricht, damit wir vom Herzen Jesu die Güte und Geduld lernen, die es braucht für die Glaubensweitergabe. Dann schauen wir uns um mit Seinen Augen. Und in die zahlreichen Nöte der Menschen dürfen wir sein Wort sagen: „Ich bin bei euch“. Ich bin bei dir. „Wer glaubt, ist nie allein“. Und wenn wir Jesus Herz und Hand leihen, wird sein Trost erfahrbar durch uns, durch die Zeit, die wir dem Nächsten schenken.
Gott und den Nächsten lieben. Das ist unser Programm als Christen. Und für diesen Weg wollen wir andere begeistern, wir laden alle ein, mit uns Jesus zu folgen, denn er allein ist der Weg zum Leben in Fülle. Amen.
25.10.2020, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler