Predigt von Pfarrer Daigeler zum 20. Sonntag im Jahreskreis C
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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, Feuer ist eine Kraft. Manchmal bezeichnen wir es als eines der vier Grundelemente, die die Erde ausmachen: Luft, Wasser, Erde und Feuer. Bei näherem Hinsehen ist es ambivalent. Es kann zerstören, wenn wir an die Waldbrandgefahr dieser Tage o.ä. denken. Andererseits zeigt uns die Energiekrise, wir sehr wir davon abhängig sind Kraftstoffe zu verfeuern, um Wärme zu haben, um uns zu bewegen und um Energie zu haben für unseren Lebensstandard.
Vielleicht ist es gut, sich beide Seiten vor Augen zu führen, wenn wir über das Wort Jesu aus dem heutigen Evangelium nachdenken. Es erschreckt ja zunächst, wenn der Herr sagt: „Ich bin gekommen, um Feuer auf die Erde zu werfen.“ Will er denn diese Erde zerstören, das, was uns lieb und teuer ist?
Ziemlich am Anfang seines Evangeliums berichtet uns derselbe Evangelist Lukas von einer Begebenheit im Jerusalemer Tempel. Maria und Josef bringen das Jesuskind dorthin, um es Gott zu weihen. Und der Greise Simeon sagt: „Dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele durch ihn zu Fall kommen und viele aufgerichtet werden. Und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird.“ An Jesus scheiden sich die Geister, weil er etwas in Gang setzt, was diese Welt grundlegend verändert, ja sie relativiert. Nicht so sehr wegen einzelner Worte und Handlungen Jesu, sondern wegen seines grundlegenden Anspruchs: Ich bin Gottes Sohn. Dieser Anspruch ist wie Feuer, das auf die Erde fällt – Feuer, das leere Phrasen verbrennt, und ebenso Feuer, das Kraft, Licht und Wärme gibt allen, die ihm glauben.
Was meint das? Jesus tritt mit dem Anspruch auf, dass mit seinem Kommen das Reich Gottes angebrochen ist. Er ist, wie es die Zweite Lesung sagte, der „Urheber und der Vollender unseres Glaubens“, Anfang und Ende, Ursprung und Ziel allen Lebens. Aber noch einmal, was bedeutet das? In Jesus hat das neue, das ewige Leben bereits begonnen für alle, die ihm vertrauen. Jesus selbst ist die Brücke dorthin. Er ist die Brücke zwischen unserer Welt und der Welt Gottes. Doch dieser Weg ist nur zu beschreiten über das Wagnis des Vertrauens. Dass wir tatsächlich nicht unseren Augen trauen, sondern dem Nicht- oder Noch-nicht-Sichtbaren mehr trauen wie dem Sichtbaren.
Und hier scheiden sich die Geister, es geschieht die Spaltung, von der Jesus spricht – damals wie heute. Denn die Einen sagen verständlicherweise: Hier weiß ich, was ich habe. Das, was ich geschaffen habe, das, was ich besitze, das sichert mich ab. Andere wagen den Schritt des Glaubens und bekennen: Ich bin schon hier und jetzt in Gottes Hand. Wenn ich mich an ihm festhalte, wird er mich nie loslassen – nicht einmal in der dunkelsten Stunde. In der Ersten Lesung hörten wir vom Propheten Jeremia. Für das, was er im Auftrag Gottes sagte, wird er in eine Zisterne geworfen. Und was hat er gesagt? Er sagte: „Wenn ihr nur auf eure eigene Kraft, auf eure Waffen und eure Technik vertraut, wird unsere Stadt Jerusalem untergehen.“ Das will keiner hören und er wird in eine Grube geworfen. Doch einer zieht ihn heraus.
Die frühe Christenheit hat darin ein Abbild des Todes und Auferstehung Christi gesehen. Denn um nicht weniger geht es. Der Glaube ist kein frommer Spruch, keine nette Anmerkung zu unserem Leben. Er ist Feuer. Freilich fällt uns dieser Glaube nicht immer leicht. Der Hebräerbrief spricht von einem Kampf, aber spricht auch von einer „Wolke von Zeugen“, die uns ermutigen. Menschen, die mit uns glauben, Menschen, die vor uns geglaubt haben. Wir wählen das Leben. Wir wählen das ewige Leben, das in Christus zu finden ist. Amen.
14.08.2022, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler