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Predigt von Pfarrer Daigeler zum 4. Sonntag der Osterzeit B

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Liebe Brüder und Schwestern im Herrn, warum soll ich in die Kirche gehen? Tut mir das gut? Nehme ich da etwas mit? Was habe ich davon, ist eine häufig anzutreffende Perspektive – nicht nur in der Kirche, auch in anderen sozialen Aktivitäten oder im Verein... Keiner von uns kann sich ganz davon freisprechen.

Und der Glaube soll ja tatsächlich etwas sein, das uns aufrichtet und den Weg zeigt. Der Glaube an Christus tut dem Menschen gut. Die Apostelgeschichte sagt es deutlich, durch den Namen Jesu wird dort ein Mensch geheilt. „Und in keinem anderen Namen ist das Heil zu finden“.

Gleichzeitig ist Christsein kein privates Geschehen, sondern immer eine öffentliche Sache. Man ist Christ immer auch für andere. Denn an wem sollten Christen Maß nehmen, wenn nicht an Christus? Und der sagt von sich im Evangelium: „Ich bin der gute Hirt. Und ich gebe mein Leben für die Schafe“. Jesu Leben ist ganz Leben für andere, auch sein Sterben am Kreuz ist Sterben für andere, für uns, zu unserem Heil. Aus dieser Stellvertretung leben wir alle. Und als Freunde Jesu sind wir gerufen, ihm nachzufolgen. Unser Reden und Handeln, die Art, wie wir leben, soll auch ein Hinweis auf Jesus sein, soll auch ein Zeugnis, ein Dienst sein, damit andere zum Heiland finden. Selbst unser Beten und unser Gottesdienst ist auch Fürbitte für die Welt – auch für eine Welt, die das Beten vergisst, es nicht kennt oder gar keinen Sinn mehr darin sieht. Darum können wir – auch in dieser Zeit – nicht aufhören gemeinsam zu beten und die Gegenwart des Herrn in der Messe zu feiern. Wir tun das nicht nur für uns, sondern auch für andere, für alle, die in leiblicher oder seelischer Not sind, erflehen wir das Erbarmen Gottes. Und wir bezeugen einer hoffnungslosen, panischen Welt: „Gott ist in unserer Mitte! Fürchtet euch nicht!“

Der heilige Johannes schreibt staunend: „Wir heißen Kinder Gottes und sind es“. Dieses Wort hören wir oft als Einleitung zum Vaterunser. Und es bezieht sich auf das Geschehen der Taufe. Wir sind durch die Taufe Kinder Gottes geworden, Brüder und Schwestern Jesu. Gott hat uns angenommen – gleich einem Sohn oder einer Tochter. Daran sehen wir die beiden, eben beschriebenen Seiten des Glaubens. In der Taufe liegt eine unverbrüchliche Zusage Gottes: „Ich stehe zu dir, komme was wolle!“ Denn alle Sakramente sind eine Zuwendung Gottes an konkrete Menschen. Jesus, der Auferstandene, berührt uns in den Sakramenten – heilend und aufrichtend. So wie es auch der Apostel Petrus in der Ersten Lesung andeutete: Im Namen Jesu ist Rettung und Heil zu finden. Wer sich an Jesus hält, den hält Jesus – im Leben und im Sterben.

Diese Zuwendung Gottes ist aber auch ein Auftrag an uns. Da geht es nicht um eine oberflächliche Zweckbeziehung. Jesus ist da überdeutlich mit seinem Wort über die „bezahlten Knechte“, über die, die nur an den eigenen Vorteil denken. „Kinder Gottes“ zu sein, meint auch, dass an uns etwas von Gott für andere sichtbar wird. Ganz menschlich sagt unsere Familie etwas über unsere Herkunft aus, über uns und unsere Prägungen. Wo kommst du her, zu wem gehörst du, wer ist für dich wichtig, fragen wir andere, wenn wir sie kennen lernen wollen. Als Kinder Gottes darf und soll man uns anmerken, dass wir zur Familie Gottes gehören, dass wir mit Gott zu tun haben im Gebet und Gottesdienst, dass wir mit Gott Umgang pflegen gerade auch in den Menschen, die in Not sind, die Trost und Zuwendung brauchen.

Das Evangelium von Guten Hirten macht uns Mut für diesen Weg. Es sagt uns zu, dass Christus zu uns steht, auch wenn es Bedrohungen und Bedrängnisse gibt. Stehen auch wir zu ihm als seine Herde und als seine Schwestern und Brüder. Damit viele ihn erkennen und durch seinen Namen gerettet werden. Amen.

25.04.2021, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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