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Predigt von Pfarrer Daigeler zum 12. Sonntag im Jahreskreis B

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, Mediziner sprechen von einer Zunahme psychischer Belastungen und Störungen – besonders bei Jugendlichen – in den letzten Jahren. Eigentlich würde man gerade der Jugend Zuversicht und Optimismus zuschreiben. Sie haben ja ihr Leben und seine Möglichkeiten noch vor sich. Offensichtlich ist der Sachverhalt aber nicht so einfach. Der amerikanische Psychologe Jonathan Haidt spricht sogar von der „Generation Angst“ über die Jugendlichen und jungen Erwachsenen.

Nun werden wir über die Medien täglich mit Meldungen über „Krisen“ und Katastrophen beliefert. Daher werden manche einwenden, dass es doch angesichts von Kriegen, Klimawandel und Pandemien allen Grund zur Angst gebe. Ob die Herausforderung für eine Generation tatsächlich größer sind als für die früheren, darüber lässt sich streiten. Jede Generation hat, so meine ich, ihre eigenen Herausforderungen und Chancen.

Was aber macht dem Menschen Angst? Jeder Mensch kennt Angst. Sie wird von unterschiedlichen Ereignissen oder Situationen ausgelöst. Aber ich würde doch sagen, dass es immer etwas damit zu tun hat, wenn meine Lage für mich unübersichtlich oder ungewiss erscheint. Erfahrungen, die ich bereits gemacht und durchgestanden habe, geben mir Sicherheit. Ich erkenne eine Situation wieder und kann sie einschätzen, darum ist sie vielleicht weiterhin schwierig, aber sie macht mir keine Angst mehr.

Denken wir beispielsweise an ein Kind vor dem Schwimmbecken. Das Wasser kann Angst machen, weil es groß ist und von anderer Beschaffenheit als der feste Boden. Sobald es aber schwimmen gelernt hat, schaut das Kind ganz anders auf dasselbe Wasser. Es hat die Erfahrung gemacht: Es trägt mich…

Angesichts solcher und ähnlicher Beobachtungen würde ich sagen: Der Glaube hat eine große Chance. Freilich können Sie einwenden, dass sich viele Menschen von Gott und der Kirche abwenden. Aber ich würde fragen: Wird dadurch das Leben der Menschen zuversichtlicher oder sicherer? Haben sie weniger Angst? Und man kann doch nicht ernsthaft behaupten, dass dies so wäre.

Ich bin fest überzeugt: Wir haben mit dem Glauben ein großartiges Angebot. Wir haben selbst die Erfahrung gemacht: Ich habe Gott vertraut und erlebt, dass er mich trägt. Und jeder kann durch den Glauben die Erfahrung machen: ER trägt uns!

Natürlich ist dieser Glaube nicht einfach da und er ist auch manchmal angefochten. Das sehen wir sehr schön am heutigen Evangelium. Die Jünger müssen mit Jesus ins Boot steigen. Das ist der erste Schritt. Sie müssen sich auf ihn und seine Gemeinschaft einlassen.

Nun erleben sie, dass es dennoch weiterhin Stürme in ihrem Leben gibt. Manchmal erscheint es uns sogar so, als ob Gott schlafe. Aber als sie zu ihm rufen und beten, zeigt er ihnen, dass er da ist. Ja, sie verstehen, dass er immer da war, wie es bereits Ijob im Alten Testament hörte. Gott ist da, er trägt uns – auch durch schwere und stürmische Zeiten. Darum brauchen wir keine Angst zu haben.

Der Apostel Paulus erinnert uns daran, dass Jesus Christus die Fleisch gewordene Zusage Gottes ist, dass ER da ist. Er hat uns Jesus gegeben, der für uns gestorben ist, damit wir wissen: Selbst im Tod lässt Gott uns nicht untergehen.

Wir haben eine Frohe Botschaft, die die Angst besiegt: Gott ist da. Er wird da sein, wenn wir in sein Boot steigen. Die Kirche ist dieses Schiff, das uns der Herr gegeben hat, damit wir als Gemeinschaft seiner Jünger immer neu erfahren: Er trägt uns. Amen.

23.06.2024, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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