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Predigt von Pfarrer Daigeler von 4. Ostersonntag C

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, es werden wohl alle Menschen zustimmen, wenn ich sage: Es ist wertvoll, wenn mich jemand kennt und schätzt, wenn jemand um meine Freuden und Sorgen weiß. Und eben diese wertvolle Zusage haben wir ja gerade aus dem Evangelium gehört. „Ich kenne die Meinen“, sagt Jesus zu uns. Er ist der gute Hirte, wir sind seine Herde. Und als der Auferstandene macht er diese Zusage wahr durch alle Zeiten hindurch.

Das ist die eine Seite. Die andere heißt: „und sie folgen mir“. Das Hören auf die Stimme Jesu, also die Bereitschaft, seiner Weisung zu folgen, gehört untrennbar zusammen mit diesem Gekannt- und Gesehensein durch den Herrn. Vielleicht könnte man es auch so ausdrücken: Jüngersein ist Geschenk und Auftrag zugleich. Es ist ein Geschenk, dass wir Jesus kennen, dass er immer mit uns auf dem Weg ist, dass er unsere Hoffnungen und Sorgen hört, die wir ihm im Gebet sagen. Er wird nicht müde das zu tun! Aber daraus wächst immer auch der Auftrag, ihn zu hören, Jesus besser kennen zu lernen. Was auch einschließt, dass wir bereit sind, ihm zu folgen – selbst dort, wo seine Weisungen uns aus unserer Bequemlichkeit herausrufen, wo sie uns zunächst unverständlich oder schwer erscheinen. Wir folgen ihm, weil wir vertrauen, dass er der gute Hirte ist, der viel weiter blickt als wir, der weiß, was wir brauchen, und der uns auf gute Weide führen will.

Diese Gewissheit und diese Bereitschaft kennzeichnen einen Christen. Nicht diese oder jene Herkunft oder politische Haltung, nicht diese oder jene Fähigkeit oder Qualifikation. Wir gehören zu Christus und wir folgen ihm, das macht uns zu Christen. In ihm sind wir eins, wie der Leitspruch unseres neugewählten Papstes Leo ist.

Was das heißt, darauf hat der Heilige Vater bereits in seiner ersten Predigt hingewiesen. Er sprach davon, dass es viele Meinungen gäbe, wer Jesus sei und wie verbindlich seine Worte seien. Darum bekräftigte Papst Leo: „Deshalb ist es auch für uns unerlässlich, immer neu zu bekennen: ‚Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes‘ (Mt 16,16).“ Es tut gut, dass der Papst uns ermutigt: Wir sind berufen, von ganzem Herzen zu glauben: Der Herr kennt einen jeden von uns und erst mit Christus wird mein Leben gut. Und wir sind berufen, diesen frohen Glauben an Jesus, den Erlöser, anderen zu bezeugen – in Wort und Tat. Dazu sollen wir alle unsere Kräfte und Talente zur Verfügung zu stellen.

Die Lesung aus der Apostelgeschichte erzählt uns von dieser missionarischen Bewegung. Dort lösen Paulus und Barnabas sie aus. Nicht nur den „Alteingesessenen“ oder den religiösen Experten erzählen sie von Jesus, von seinem Tod und seiner Auferstehung. Sie verkünden es allen, die offene Ohren und Herzen haben. Natürlich sorgt das auch für Auseinandersetzungen. Es gab nie eine heile Welt. Christsein ist immer auch herausfordernd. Aber die Jünger haben Mut, weil sie um die Zusage Jesu wissen: „Niemand kann sie meiner Hand entreißen.“

So wächst eine unzählbare „Schar aus allen Nationen und Stämmen, Völkern und Sprachen“, wie sie der heilige Johannes in seiner Offenbarung beschreibt. Ein Bild für die ersten Schritte der jungen Kirche, ein Bild für das Ziel, zu dem wir unterwegs sind, wenn „Gott alles in allem sein wird“. Es soll aber auch ein Bild für unsere Gegenwart sein. Wir wollen eine „missionarische Kirche sein“, wie es Papst Leo nach seiner Wahl sagte. „Wir alle sind in den Händen Gottes. Lasst uns daher ohne Angst, Hand in Hand mit Gott und miteinander, weitergehen! Wir sind Jünger Christi. Christus geht uns voran. Die Welt braucht sein Licht. Die Menschheit braucht ihn als Brücke, um von Gott und seiner Liebe erreicht zu werden.“ Amen.

11.05.2025, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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