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Predigt von Pfarrer Daigeler zum 15. Sonntag im Jahreskreis A

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Liebe Brüder und Schwestern im Herrn, die Bilder und Gleichnisse, die Jesus verwendet, sind sprechend. Das heutige Evangelium spricht mich stets besonders an. Der Sämann zählt und rechnet nicht kleinlich. Er streut den Samen des Wortes aus. Nach menschlichen Maßstäben hätte man ihm wohl dazu geraten, genauer zu berechnen, auf welchen Grund und Boden er den Samen ausstreut. Doch das tut er nicht. Er weiß, ein Teil wird „auf guten Boden fallen“.

Für ein Jahr konnte ich in Haibach, einem Vorort von Aschaffenburg, wirken. Der Pfarrer, der dort in den 60er Jahren eine große, neue Kirche baute, ließ auf den Ambo-Stein schreiben: „Einiges fiel auf guten Boden“. Vielleicht wollte er an dieses Schriftwort erinnern; vielleicht war es Ausdruck der Hoffnung, dass sein eigenes Tun als Seelsorger nicht vergebens ist; vielleicht wollte er den Eltern und Großeltern seiner Pfarrgemeinde Zuversicht geben, wenn sie sich um die Weitergabe des Glaubens an ihre Kinder und Enkel Sorgen machen; vielleicht auch all das zusammen. Mir ist dieser Ambo im Gedächtnis geblieben. „Einiges fiel auf guten Boden.“

Dieses Wort aus dem heutigen Evangelium relativiert manche Sorgen, die wir uns machen. Ich will damit keineswegs sagen, dass die Sorgen unberechtigt wären. Es gibt eine reale Gefahr, dass der Glaube und Botschaft Christi in unserem Land in Vergessenheit geraten. Es braucht unzweifelhaft einen neuen Aufbruch, die Saat des Evangeliums auszustreuen und mit neuer Freude vom Glauben zu sprechen. Aber all das dürfen wir als Glaubende in einem guten Sinne „relativieren“. Denn „relativieren“ heißt ja wörtlich „ins Verhältnis setzen“. Und wir dürfen all unser Mühen und Sorgen in das Verhältnis zu Christus setzen. Er ist der Herr von Aussaat und Ernte. Wir sind nur seine Mitarbeiter. Und er lehrt uns nicht kleinlich zu zählen, sondern großzügig auszustreuen. Auf welchen Boden es fällt, haben wir nicht in der Hand. Und wann die Saat aufgeht – früher oder später – auch nicht. Das Einzige, was wir mit Sicherheit wissen, ist, dass wenn nicht gesät wird, nichts aufgeht.

In der vergangenen Woche haben wir eine schöne Wallfahrt ans Grab des seligen Liborius Wagner in Heidenfeld unternommen. Er war in seiner Zeit Sämann des Glaubens. Manches musste ihm vergebens erscheinen angesichts der großen Umbrüche seiner Zeit und der Zerstörungen durch den Dreißigjährigen Krieg. Doch er ließ sich davon nicht beirren. Und vieles von seinem Dienst ist auf guten Boden gefallen und erst Jahrhunderte nach seinem Tod aufgegangen.

„Dass ein neuer Frühling werde, wollte er ein Saatkorn sein“, heißt es in einem Lied über Liborius Wagner. Sein Zeugnis hat Frucht gebracht. Es ist uns Ermutigung, damit auch wir Zeugen werden. Wir haben es eben gehört. Gottes Wort kehrt nicht leer zurück. Es erreicht, wozu der Herr es ausgesandt hat. Freilich ist das nicht immer einfach. Der Apostel Paulus spricht im Römerbrief auch von den Leiden, die dieser Auftrag als Sämann bringt. „Doch die Leiden der gegenwärtigen Zeit bedeuten nichts im Vergleich zu der Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll.“

In dieser Freude und Zuversicht dürfen wir den Glauben säen – in unseren Familien, in unserer Gemeinde. Werden wir nicht müde, seine Zeugen zu sein. Bleiben wir gewiss: Einiges fällt auf guten Boden. Amen.

16.07.2023, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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