Predigt von Pfarrer Daigeler zum 3. Sonntag im Jahreskreis B
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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, der heutige Sonntag fällt in die Gebetswoche für die Einheit der Christen. Überall beten Christen in den Tagen vor dem Fest der Bekehrung des Paulus um das Geschenk der Einheit. Das ist keine Sache der persönlichen Vorliebe. Ohne jeden Zweifel ist es ein Auftrag Jesu, der vor seinem Leiden gebetet hat: „Vater, lass sie eins sein“. Und Jesus verknüpfte damit die Aussage: Lass sie eins sein, „damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast“.
Was ist Christsein anderes, als zu glauben, dass Gott uns seinen Sohn gesandt hat als Retter der Welt und dass Jesus eben dieser einzige Sohn Gottes ist, unser Heiland? Anders können wir die Begebenheit, von der das Evangelium erzählt, nicht verstehen. In der ihm eigenen Knappheit erzählt Markus am Beginn seines Evangeliums von der Berufung der ersten Jünger am See von Galiläa. Simon und Andreas, Jakobus und Johannes, die beiden Brüderpaare waren Fischer. Jesus ruft sie: Folgt mir nach! „Und sogleich ließen sie ihre Netze liegen und folgten ihm nach“, schreibt der Evangelist.
Es sind so knappe Worte, die wir vielleicht schon mehrfach gehört haben, sodass uns die Radikalität nicht immer bewusst ist. Da geben Menschen ihren Beruf, ihr bisheriges Leben, ihre ganze Existenz auf, nur um Jesus zu folgen. Vermutlich hatten die Jünger doch ein bisschen mehr gesehen, gehört und erlebt, um diesen gewaltigen Schritt zu wagen. Aber dennoch ging es nicht ohne das Wagnis, dass sie glaubten, dass er der Messias ist. Obwohl Jesus nicht anders aussah als andere Menschen, obwohl er in alltäglicher Kleidung, ohne Reichtum und Macht daherkam. Doch sie schenkten ihm Glauben.
Sie vertrauten, dass tatsächlich das Reich Gottes angebrochen war. Natürlich, wenn wir das ganze Evangelium lesen, sehen wir, dass die Jünger erst lernen mussten, was dieses Reich Gottes ist. Kein Reich wie Assur mit seiner gewaltigen Hauptstadt Ninive, von der das Buch Jona sprach, kein neues Rom und nicht einmal ein neues Königreich in Israel. Jesus brachte uns ein Reich nicht von der „Gestalt dieser Welt“, wie es Paulus erklärt. Die Gestalt dieser Welt ist vergänglich. Und daran ändert auch der Glaube nichts. Wir sind als Christgläubige weiter sämtlichen Herausforderungen des Lebens unterworfen bis hin zur Krankheit und zum Sterben. Paulus erinnert die Korinther daran. Offenbar waren sie der Meinung, dass ihre Taufe und ihr Glaube sie von all dem befreien würde. Als sie den Tod von Gemeindemitgliedern erleben, kommt ihr Glaube ins Schwanken. Darum schreibt Paulus: Macht nicht das Vergängliche, sondern das Unvergängliche zum Maßstab eures Handelns. Macht Christus zum Maßstab eures Lebens – ganz konkret in allen Bereichen. Paulus zählt sie auf: Ehe, Familie, Beruf, Besitz… Nichts anderes heißt ja das Wort Jesu: Folge mir nach.
Das ist ein lebenslanger Weg, auf dem man immer wieder neu anfangen muss. Man kann ihn nicht alleine schaffen. Darum hat uns der Herr als Gemeinschaft berufen. Es gibt kein „Solo-Christsein“. Der Prophet Jona denkt zuerst, er selbst kann sich retten, und dieses gottlose Ninive ist ohnehin nicht zu retten. Er muss lernen: Keiner rettet sich allein. Wir alle haben Bekehrung nötig. Nicht nur die anderen, wir alle! Wo wir uns auf diesen Weg wagen, wo wir einander auf diesem Weg ermutigen, werden wir Christus begegnen. Dann werden wir immer mehr eins, damit die Welt glaubt. Amen.
21.01.2024, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler