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Predigt von Pfarrer Daigeler in der Osternacht B

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, in jeder Osternacht hören wir die Erzählung aus dem Alten Testament vom Auszug der Israeliten aus Ägypten. Es ist nicht nur eine Erinnerung an das jüdische Paschafest, das auch Jesus mit seinen Jüngern feierte, es eine große Befreiungserzählung. In einer nach menschlichem Ermessen ausweglosen Situation hat Gott einen Ausweg eröffnet. Vor ihnen das Meer, hinter ihnen die Ägypter, die sie niedermetzeln oder erneut versklaven wollen, gibt es für Mose und das Volk keine Rettung. Es ist eine Sackgasse, aus der sie aus eigener Kraft nicht entrinnen können.

Das, was nun geschieht, ist kaum in Worte zu fassen. Selbst das Buch Exodus erzählt es in zwei Versionen: Einmal ist es ein Sturm, der das Meer forttreibt, einmal steht das Wasser wie eine Mauer. Das muss kein Widerspruch sein, vielmehr ringen selbst die, die es erlebt haben, nach Worten. Sie hatten mit dem Leben schon abgeschlossen. Sie standen schon mit einem Bein im Grab. Da hat der Herr ein Wunder vollbracht. Das Leben hat gesiegt über den Tod.

Immer wieder erzählen Juden von diesem Wunder. Denn es darf nicht in Vergessenheit geraten: Gott ist mächtig. Gott rettet die, die ihm vertrauen. Bei Gott ist das Leben zu finden – selbst im Tod. Und dieses Erzählen ist zugleich eine Bitte: Herr, handle heute an uns ebenso!

Immer wenn wir die Heilige Schrift lesen, dann ist das nicht bloß eine Information über Früheres, über alte Geschichten. Es ist eine Bitte, dass der Herr heute handelt. Es ist Vertrauen, dass er an uns ebenso handelt.

Am Ostermorgen kommen Frauen zum Grab. Einen Liebesdienst wollen sie tun, das Grab pflegen und nach jüdischer Sitte den Leichnam salben. Einen Ausweg sehen sie nicht. Der Tod hat doch gesiegt, so sieht es aus. Ja, sie haben es mit eigenen Augen gesehen unter dem Kreuz Jesu. Schwer wie ein Stein liegt die Trauer auf ihnen. Hoffnungslosigkeit war in die Herzen der Jünger Jesu gekrochen. „Wer soll uns den Stein wegwälzen?“ Doch die Frauen dürfen es als Erste erfahren: Gott hat ein Wunder vollbracht. Das Leben hat gesiegt. Dort, wo es nach unserem Ermessen nur Tod und Grab gibt, hat der Herr neues Leben geschaffen. Einen Ausweg hat er uns gezeigt. Das sollen die Frauen den Jüngern erzählen und sie sollen es weitersagen. Der Herr lebt. Der Stein der Hoffnungslosigkeit ist weggewälzt. Vor unseren Augen geschah dieses Wunder. Jesus ist auferstanden! Halten wir uns an ihn, dann haben auch wir Hoffnung und Leben. Amen.

03.04.2021, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

 

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