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Predigt von Pfarrer Daigeler zum Ostersonntag A

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, über die Kirche und den christlichen Glauben sind verschiedene Annahmen und Vorurteile verbreitet – gewiss teils zu Recht, manches aber auch zu Unrecht. So gibt es etwa die Vorstellung, der Glaube sei etwas Freudloses, und die Kirche verbiete letztlich alles, was Spaß mache. Einige Provokateure setzten in den vergangenen Tagen sogar eigens Parties an, als „Heidenspaß“, wie sie es mit Recht nannten, um der Betroffenheit des Karfreitags etwas entgegenzusetzen.

Ich will darauf nicht zu sehr eingehen. Sicher könnte man zunächst einmal sagen, dass es überhaupt den arbeitsfreien Tag allein deshalb gibt, weil eben Karfreitag ein christlicher Feiertag ist. Man übersieht also wie so oft die Erstursache und regt sich über Zweitursachen auf. Aber ich will heute am Ostersonntag vielmehr auf das Wesen des Christentums als echte Frohbotschaft eingehen.

Die Kirche ist – und das merken wir, wenn wir heute Osterlieder schmettern, überdeutlich – ein Ort der Hoffnung und damit auch der Freude. Ostern ist ein Fest der Freude. Unser Glaube ist Grund zur Freude, weil er das Zeugnis birgt, von dem Petrus in der Ersten Lesung sprach: „Gott aber hat Jesus am dritten Tage auferweckt“, „dafür sind wir Zeugen“.

Die christliche Freude ist aber nicht weltvergessen. Sie versucht nicht mit Rausch und Ekstase zu vergessen oder zu leugnen, dass es Herausforderungen oder Probleme gibt. Unser Weg ist weit realistischer, näher am Leben und an der menschlichen Wirklichkeit. Darum geht der Weg nach Ostern über den Karfreitag. Keine menschliche Schwäche oder Not wird beschönigt oder ausgeblendet. Alles hat Platz auf diesem Weg. Unsere Botschaft ist: Nichts von dem hat das letzte Wort, nicht das Dunkel noch der Tod, sondern Christus, das Leben, hat bereits gesiegt. Und wer ihm glaubt, der hat Anteil an seinem Sieg, der hat immer Grund zur Hoffnung – und damit auch immer Grund zur Freude.

Der englische Theologe, der heilige John Henry Newman (1801-1890), drückte das einmal so aus: „Nur jene können wahrhaft die Welt genießen, die mit der unsichtbaren Welt beginnen. Nur jene genießen sie, die zuerst verzichtet haben. Nur jene können wahrhaft Feste feiern, die zuerst gefastet haben. Nur jene können die Welt gebrauchen, die gelernt haben, sie nicht zu missbrauchen.“

Diese Logik erscheint manchem auf den ersten Blick umständlich. Oder sagen wir es ehrlich, sie erscheint manchem zu anstrengend, darum wenden sich viele von der Kirche ab und vermeintlich einfacheren, bequemeren Wegen zu, die schnelle Freuden und Lösungen verheißen. Aber das führt letztlich in die Ent-Täuschung.

Erst durch das Mitgehen mit Jesus – auch auf seinem Kreuzweg, erst durch den Gang ans Grab – auch in dem Noch-nicht-Wissen, dass er auferstanden ist, wie wir es eben im Evangelium hörten, erst auf diesem Weg fanden die Apostel und die Frauen zur wahren Osterfreude. Ihre Vorstellung vom Weg, den Jesus zur Herrschaft und Ansehen gehen sollte, musste zerbrechen, bevor sie zum wahren Glauben fanden.

Johannes sieht das leere Grab und glaubt, dass der Herr lebt. Maria von Magdala sieht als Erste den Auferstandenen. Er nennt sie bei ihrem Namen und sie weiß, dass es der Herr ist, dass Jesus lebt. Gehen auch wir unseren Weg mit Jesus! Gehen wir in der Gewissheit, dass er mit uns geht – durch dunkle und frohe Stunden. Gehen wir in der Zuversicht, die uns dieser Glaube schenkt. Und feiern wir heute voll Freude, dass der Herr lebt. Feiern wir nicht um das Leben oder das Leiden zu vergessen, sondern um zu erfahren, dass Gottes Macht stärker ist, dass bei Gott Leben zu finden ist, dass wo Gott ist, Zukunft ist. Dafür sind wir Zeugen. Amen.

09.04.2023, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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