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Predigt von Pfarrer Daigeler zum Ersten Adventssonntag C

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, mit diesem Sonntag beginnen wir die Adventszeit. Das Wort „Advent“ wird seltener verwendet. Was bedeutet „Advent“? Man kann das Wort wörtlich übersetzen. Dann heißt das ursprünglich lateinische Wort auf Deutsch „Ankunft“. So weit so gut, aber wer soll da ankommen? Oder wo soll jemand ankommen?

Üblicherweise hilft uns Christen ein Blick in die Heilige Schrift, wenn wir Antworten auf die Fragen unseres Glaubens suchen. Nun ist das heutige Evangelium ein besonders schwieriger Text. Bevor wir uns damit befassen, will ich zuerst beim bekannteren Inhalt des Advent ansetzen. Für uns Christen geht es um Maria und Josef, die ein Kind erwarten. So einfach und herausfordernd zugleich. Ein junges Paar erwartet ein Kind. Das ist ein so menschliches Bild, das es jeder versteht – weltweit und in allen Kulturen. Nun ist diese Erwartung aber weit größer und darum ist sie auch herausfordernder. Denn dieses Kind kommt von Gott. Der Engel Gabriel hat es Maria verkündet. Und sie hat dieses Geschenk Gottes angenommen. Gott selbst will in die Welt kommen. Er kommt auf menschliche Weise, damit alle es verstehen, damit alle Menschen erkennen, dass sie angesprochen sind. Gottes Sohn kommt in die Welt, damit alle Menschen den Weg zu Gott finden – in diesem Leben durch den Glauben und einmal im ewigen Leben.

Das ist wohl der bekannteste Inhalt des Advent und des kommenden Weihnachtsfestes. Aber wir wollen doch in das Evangelium schauen. Jesus spricht hier vom Ende der Welt. Soll uns das Angst machen? Unweigerlich fürchten wir uns davor, dass die Sicherheiten unserer Welt zusammenbrechen oder dass mein Leben einmal zu Ende geht. Umso wertvoller ist diese weniger bekannte Seite des Advent. Denn der Advent erinnert uns auch daran, dass wir uns nicht nur an etwas Vergangenes erinnern, sondern dass wir auch mit Zuversicht in die Zukunft blicken dürfen. Bei allem, was uns besorgt oder bedrängt, wissen wir: Gott wird letzten Endes alles zum Guten wenden für die, die ihn wachend und betend erwarten, wie es Jesus sagt. Schon das Alte Testament ist gefüllt mit dieser Erwartung. Der Prophet Jeremia sagt: Es werden „Tage der Rettung“ kommen. Ihr dürft etwas von Gott erwarten: Rettung, Erlösung, Heil. Der Herr „ist unsere Gerechtigkeit“, hieß es in der Ersten Lesung.

Als Christen ist uns eine gute Frohe Botschaft mitgegeben, aus der wir schöpfen: Gott ist in die Welt gekommen, um sie zu heilen, um uns den Weg zum Leben in Fülle zu zeigen durch seinen Sohn Jesus Christus. Und der Advent schenkt uns ebenso eine hoffnungsvolle Perspektive für die Zukunft: Jesus wird wiederkommen, alles zu vollenden, um den Armen und Bedrängten zu ihrem Recht zu verhelfen. Nun fehlt uns nur noch ein dritter Blick darauf, was Advent bedeutet, nämlich die Gegenwart.

Wenn Advent „Ankunft“ heißt, dann geht es nicht nur um das Gestern und das Morgen. Es geht um Ankunft des Herrn in meinem Leben hier und heute. Die Adventszeit ist ein großes Geschenk an uns. Wir dürfen uns bereiten, dass der Heiland in meinem Leben ankommen kann. „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“, das gilt für die Tür meines Herzens. Nutzen wir diese Zeit für das Gebet, für das Hinhören auf das Evangelium, für einen Besuch bei einem einsamen Menschen, für gute Taten, damit der Herr mich wachend und bereit findet, wenn er kommt. Amen.

01.12.2024, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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