Predigt von Pfarrer Daigeler zum 33. Sonntag im Jahreskreis C
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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, mit Worten und Bildern, wie wir sie eben im Evangelium gehört haben, tun wir uns schwer. Wie wörtlich meint Jesus das? Er spricht von der Zerstörung des Tempels, also des Ortes, der für die Gegenwart Gottes inmitten seines Volkes steht. Jesus spricht von der Verfolgung, die über seine Anhänger kommen wird.
Wir neigen dazu, all das als Sprache einer anderen Zeit abzutun oder als Bilder, die man nicht wörtlich nehmen sollte. Das stimmt einerseits und dennoch kann diese Interpretation auch zu einer unzulässigen Beruhigung werden, die die Christen einschläfert. Wie können wir also die Worte der Schrift, die für den heutigen Sonntag vorgesehen sind, deuten?
Der Prophet Maleachi bemüht in der Ersten Lesung das Bild eines Ofens. Die Spreu, also das, was lediglich Hülle, letztlich Abfall ist, wird verbrannt. Das, was in Gerechtigkeit und Treue Frucht gebracht hat, wird dabei so umso deutlicher erkennbar; das hat Bestand. Bei näherer Betrachtung leuchtet das, denke ich, ein. Es ist eine wertvolle Aussage – für unsere Gegenwart wie für die Zukunft. Schaut genau hin, sagt uns die Schrift. Was ist Hülle und was ist Frucht? Was ist Schein und was hat Bestand? Man muss nicht die Welt von social media etc. bemühen, um zu verstehen, dass diese Gewissenserforschung jedem Christen ansteht. Wofür setze ich meine Kraft und Zeit ein?
Wir könnten nun schnell eine fromme Entgegnung anführen: Ich glaube doch... Das ist wahr. Darum sind wir ja zur Sonntagsmesse gekommen. Aber Jesus spricht sogar von einer Erschütterung des Tempels. Wer kennt das nicht, dass unser Glaube auch angefochten und angefragt werden kann – durch schlimme Ereignisse oder durch kritische Menschen? Jesus zählt Anfechtungen von innen und von außen auf, ja sogar aus dem engsten familiären Umfeld…
„Doch wer bis zum Ende standhaft bleibt, der wird gerettet.“ Wie viele Bekenner und Märtyrer machen uns Mut auf diesem Weg. Die einfachen Gläubigen haben die Tyrannen dieser Welt mit ihrem Schein und ihren Versprechen oft klarer durchschaut als manche hochstudierte oder wohlhabende Mitläufer. „Lauft ihnen nicht nach“, sagt der Herr deutlich.
Gottlob werden wir als Christen in unserem Land nicht verfolgt, auch wenn es weltweit sehr wohl zahlreiche Christen gibt, die für ihren Glauben bedrängt, eingesperrt oder sogar getötet werden. Doch von jedem Christen ist die Treue gefordert, die Treue zum Herrn und zu seinem Wort, die Treue zu unserer Aufgabe, in die wir gestellt sind. Wie es uns der heilige Paulus in der Zweiten Lesung sagte: Wir ermahnen euch in Jesus Christus, dem Herrn, in Ruhe eurer Arbeit nachzugehen und das eigene Brot zu essen.
Wir nehmen die Mahnung Jesu ernst, doch wir erfüllen sie nicht mit Panik oder Übertreibung, sondern in der täglichen Treue. Amen.
16.11.2025, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler




