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Predigt von Pfarrer Daigeler zu Kiliani
Liebe Schwestern und Brüder im Herrn,
seit alters her kündet die rote Farbe des Messgewandes vom Blutzeugnis eines Heiligen. So ist es auch bei unseren Frankenaposteln Kilian, Kolonat und Totnan, die wir am 8. Juli und bereits an diesem Sonntag feiern. Sie sind Märtyrer, Blutzeugen, also Menschen, die mit ihrem Leben eingestanden sind für die Botschaft des Glaubens. Sie haben vor 1300 Jahren nicht nur mit Worten Christus in unserer Heimat gepredigt, sondern tatsächlich mit ihrem ganzen Leben.
Das ist eine Provokation, eine bleibende Herausforderung. Ganz wie es die Erste Lesung aus dem Weisheitsbuch sagte: „Ihr Scheiden gilt als Vernichtung, sie aber sind in Frieden“. Die Märtyrer erinnern uns an die Logik Christi, die eine andere ist als die Logik der Welt. Unsere Welt ruft uns zu: Schau, dass du genug aus diesem Leben herausholst. Oder: Gesundheit ist das wichtigste… Und man könnte nicht nur in Corona-Zeiten weitere, gebräuchliche Worte und Ansichten hinzufügen. Doch in der Mitte unseres Glaubens steht das Opfer Christi. Der Herr hat sich nicht geschont, hat nicht zuerst an sich gedacht. Er hat uns gedacht in seiner unermesslichen Liebe. Er hat für uns geduldig das Kreuz getragen. Er hat für uns sein Leben gegeben. Jedes Kruzifix, das in unseren Wohnungen und Kirchen hängt, erinnert uns daran. Und die Märtyrer haben Jesus beim Wort genommen, der sagt: „Folge mir nach“. Und der ebenso sagt: „Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, kann nicht mein Jünger sein.“
Die Frankenapostel haben diese Worte tatsächlich auf ihr konkretes Leben bezogen. Sie sind Jesus mit aller Konsequenz nachgefolgt. Nach weltlichen Maßstäben haben sie damit alles verloren: ihre Gesundheit, ihren Besitz, ihr Leben. Doch nach christlichen Maßstäben haben sie damit alles gewonnen: das Leben in Fülle, himmlische Gemeinschaft, ewigen Lohn.
Die gegenwärtige Krise ist für uns als Christen auch eine Gewissenserforschung: Glauben wir das, was wir im Glaubensbekenntnis sprechen oder in der Heiligen Schrift hören? Glauben wir wirklich, dass Gottes Gebote über menschlichen Moden und Ansichten stehen, wie es St. Kilian uns zeigt in seinem Einstehen für die Heiligkeit der Ehe? Ganz konkret: Glauben wir wirklich, dass es ein ewiges Leben gibt, wie es die Frankenapostel und andere Märtyrer zeigen mit der Hingabe ihres Lebens?
„Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, denn ihnen gehört das Himmelreich“, sagt der Herr im Evangelium. Das ist nicht einfach: geduldig sein im Leiden, mutig sein im Bekenntnis, gläubig sein im Sterben.
Aber es gibt Dinge, die dabei uns helfen. Das ist zuerst der Blick auf das Kreuz. In unserem Lebensumfeld sollte sichtbar ein Kreuz hängen, damit wir immer wieder auf den Herrn schauen. So können wir uns aufrichten an seiner Liebe und Trost finden in seinen Wunden.
Das zweite ist der Blick auf die Märtyrer. Die Heiligen sind uns Ermutigung, denn sie waren Menschen wie wir. Doch sie haben den Mut gefunden für das Wagnis des Glaubens. So sind sie über sich hinausgewachsen. Sie zeigen uns, dass wir nicht irgendeiner Idee oder einem Bild von Christus glauben. Wir glauben dem lebendigen Herrn, der gestorben und auferstanden ist, der lebt und leibhaftig in der Kirche und ihren Sakramenten gegenwärtig ist. Das Zeugnis der Märtyrer dafür ist uns Kraft. So ist das Blut der Märtyrer der Samen, aus dem neue Berufungen zum Christsein wachsen.
Das dritte ist die Gemeinschaft der Kirche. Vereint sind die Frankenapostel aus Irland aufgebrochen, gemeinsam haben sie gearbeitet und gepredigt, miteinander verbunden waren sie bis in den Tod. Wir brauchen sichtbare Gemeinschaft der Mitchristen in der Kirche und im Gottesdienst. So stärken wir uns auf dem Weg in der Nachfolge des Gekreuzigten. Damit auch wir der Logik Christi trauen, dass nicht der Tod das letzte Worte hat, sondern der Herr, dass wer sich gibt, das Leben findet. Und damit wir dafür Zeugen sind. Amen.
05.07.2020 Pfarrer Dr. Eugen Daigeler