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Predigt von Pfarrer Daigeler zum 7. Sonntag im Jahreskreis C

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, manchmal ist zu hören, die Kirche sei zu streng. Sie solle ihre Weisungen zu Ehe und Partnerschaft, zum Schutz des ungeborenen Lebens, aber auch zur Ordnung des Gottesdienstes nicht mehr so genau nehmen… Wenn ich ins heutige Evangelium schaue, dann sind die Forderungen aus dem Munde Jesu noch weit anspruchsvoller. Die Feinde lieben; denen Gutes tun, die mich hassen; großzügig zu sein, wo weder Dank noch Anerkennung zu erhoffen sind. Das ist wahrlich viel verlangt.

Wie schnell ärgern wir uns über unseren Nachbarn, weil seine Hecke zu hoch ist, weil er sich so oder so verhalten hat... Beispiele für Unversöhnlichkeit und Streit würden uns wohl allen einfallen – vielleicht sogar in unserem eigenen Herzen. Aber jemanden zu achten, der mir im wahrsten Sinne des Wortes nach dem Leben trachtet, so wie es uns die Erste Lesung von David und Saul erzählte, würden wir das? Könnte ich das?

Aber vielleicht ist dieser Ansatz zu steil. Die Zweite Lesung ist aus einem anderen Zusammenhang genommen. Im Korintherbrief setzt sich der heilige Paulus mit verschiedenen Gruppierungen in der Gemeinde auseinander. Offensichtlich ist die Einheit der Christengemeinde in der griechischen Stadt gefährdet. Einige beanspruchen besondere Fähigkeiten und Charismen für sich. An bestimmten Phänomenen wie Visionen oder Zungenrede machen sie fest, dass sie mehr verstanden hätten vom Glauben als die anderen und darum mehr zu sagen hätten in der Gemeinde. Paulus weist das teils deutlich zurück und mahnt zur Nüchternheit. „Zuerst kommt das Irdische, dann das Überirdische“, schreibt er.

Was ist hier gemeint? Der christliche Glaube setzt nicht im luftleeren Raum an. Adam, auf den Paulus verweist, steht ja für den Menschen, wie er nun einmal ist – mit seinen Stärken und Schwächen. Die Erlösung geht nicht an unserem Menschsein vorbei. Der Gottessohn ist wirklich Mensch geworden, hat unser schwaches Fleisch angenommen. Und wir erhoffen einmal die „Auferstehung des Fleisches“, also des ganzen Menschen.

Wenn also unser Menschsein ernstgenommen wird von Gott selbst, dann hat das auch Folgen für das, was wir vom Menschen moralisch oder ethisch verlangen können. Ultra posse nemo tenetur. Verpflichtend sein, kann nur Mögliches.

Das weiß auch der Herr. Aber die Feldrede, wie wir sie im Lukasevangelium finden, ist eine bewusste Herausforderung Jesu. Jesus zeigt uns die größere Liebe Gottes. Das soll uns Ansporn und Anspruch sein.

Als Christen haben wir eine sehr realistische Sicht vom Menschen. Wenn wir an die Erzählung von Adam und Eva denken, an ihr Bemühen und ihre Schwachheit, an ihr Gelingen und Scheitern… Und doch fordert uns der Glaube heraus, immer einen Schritt mehr zu gehen, mehr Liebe zu wagen. Gebt auch dort, wo ihr nichts dafür erhoffen könnt, denn auch wir erhoffen, dass Gott großzügig mit uns ist. „Denn nach dem Maß, mit dem ihr messt und zuteilt, wird auch euch zugeteilt werden.“ Amen.

23.02.2025, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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