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Predigt von Pfarrer Daigeler zum 3. Fastensonntag  (Lesungen A)

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, unser Heiliger Vater begann sein Pontifikat mit dem Aufruf, die Kirche solle „an die Ränder“ gehen, um mit allen Menschen die Freude des Evangeliums zu teilen – ganz besonders eben mit denen, die übersehen oder gemieden werden. Papst Franziskus wird nicht müde zu einem missionarischen Aufbruch zu rufen. Dieses Thema findet sich in seinen Ansprachen und Briefen – gerade auch an uns Katholiken in Deutschland.

Dass es sich dabei nicht um eine private Idee oder Vorliebe handelt, zeigt uns der Blick ins Evangelium. Jesus geht tatsächlich „an die Ränder“. Er geht in einen Landstrich, Samarien, den Juden tunlichst umgangen haben. Und er spricht mit einer Frau, die ganz offenkundig eine Außenseiterin in ihrem Dorf ist. Doch genau durch diesen Mut – so bezeugt es uns der Evangelist Johannes – findet der ganze Ort zum Glauben an Jesus.

Nun gebe ich zu, dass Evangelisierung kein leichtes Projekt ist. Ich denke Eltern und Großeltern wissen darum, wie herausfordernd es ist, Kindern und Enkeln den Glauben, der einem selbst wichtig ist, weiterzugeben. Es gibt hier keine Patentrezepte. Die Glaubensweitergabe fand ja früher in einem ganz anderen gesellschaftlichen Umfeld statt. Damals übernahmen die Kinder meist den Beruf und die Lebensweise der Eltern und Vorfahren… So ist es heute offenkundig nicht mehr. Darum ist es auch im Bereich des Glaubens nicht mehr so. Positiv gewendet: Jeder muss selbst eine Entscheidung treffen, ob er das Angebot des Glaubens annimmt und ergreift oder eben nicht.

Und so macht es auch Jesus. Er bietet der Frau am Jakobsbrunnen zuerst eine Deutung an. Sie soll nicht allein beim vordergründig Sichtbaren stehen bleiben, das wäre hier: Wasser löscht den Durst. Das ist zwar richtig, aber Jesus führt sie zu einer tieferen Einsicht. Er stellt die Frage: Was stillt meinen Durst nach Leben, nach Sinn, nach Geborgenheit und Vergebung? „Ich bin es, ich, der mit dir spricht“, antwortet Jesus. Das Geschenk der Freundschaft, die uns Jesus anbietet, stillt unseren Durst nach Leben, nach Ansehen, nach Sinn… Dieses Angebot geht allem voraus, was wir irgendwie tun oder leisten oder vorweisen könnten. „Gott hat seine Liebe zu uns darin erwiesen, dass sein Sohn für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren“, schreibt der heilige Paulus in der Zweiten Lesung.

Der Glaube ist also ein Geschenk. Freilich fordert jedes Geschenk eine Antwort. Was aber sollte ein „Gegengeschenk“ sein? Was könnten wir Gott geben, was er bräuchte? Damit wird klar, es geht um uns selbst. Glaube heißt, sein Leben ganz Gott übergeben. Glauben meint, ganz zu vertrauen: Du, Herr, weißt den guten Weg. Auch wenn dieser Weg manchmal mühsam ist, wie es das Volk Israel auf seiner Wüstenwanderung erlebt. In Treue den Weg gehen, im Vertrauen sich immer wieder an Gottes Weisungen und Geboten orientieren, in Zuversicht auch durch dunkle Täler gehen – das meint konkret Glauben.

Das wichtigste Zeugnis dafür besteht nicht aus Worten, sondern indem wir glaubwürdig diesen Weg gehen, indem wir selbst immer wieder bereit sind, uns zu bekehren, neu anzufangen, uns neu auf den Herrn auszurichten. Gleichzeitig dürfen wir die Freude des Evangeliums mit anderen teilen, die Freude, dass wir den Weg kennen durch Jesus, der uns vorangeht und mit uns geht, der unseren Durst stillen will. Amen.

03.03.2024, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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