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Predigt von Pfarrer Daigeler zum 3. Adventssonntag C

Zef 3,14-17; Phil 4,4-7; Lk 3,10-18

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, „Tochter Zion, freue dich“, dieses Lied singen viele Christen in der Advents- und Weihnachtszeit. Es greift ein Wort des Propheten Sacharja auf, das in ähnlichen Worten auch die Botschaft des Propheten Zefanja in der Ersten Lesung war. Zion ist einer der Berge, auf dem Jerusalem erbaut ist. Das Heilige Land kennt nicht erst in der jüngeren Zeit ein Auf und Ab von Krieg und Frieden. Wer in das Alte Testament schaut, entdeckt, wie oft das Volk Israel besiegt oder gar vertrieben wurde.

Nun mag man sich wundern, weshalb dann hier von Freude die Rede ist. Bestenfalls könnte man doch von Trost sprechen, wie wir es in der Adventszeit auch hören aus dem Mund des Propheten Jesaja: „Tröstet mein Volk.“ Aber Freude und Jubel? Das ist doch ein wenig viel verlangt. Dennoch ist es unmissverständlich. Auch der heilige Paulus bekräftigt: „Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch!“ Dieses Wort aus dem Philipperbrief hat sogar dem Dritten Adventssonntag einen Beinamen gegeben: Gaudete – Freut euch!

Aber holen wir das ein? Der religionskritische Philosoph Friedrich Nietzsche ächzte: „Die Christen müssten mir erlöster aussehen. Bessere Lieder müssten sie mir singen, wenn ich an ihren Erlöser glauben sollte.“ Freilich ist Kritik immer einfacher als ein konstruktiver Beitrag. Aber dennoch können wir das nicht ganz vom Tisch wischen. An wem sollte denn die Welt die Frohe Botschaft ablesen, wenn nicht an uns, an unserem Leben, am Zeugnis derer, die Jesus nachfolgen?

Dass es hier nicht um andauernde „Partylaune“ gehen kann, liegt auf der Hand. Der durchaus deutlich sprechende Johannes der Täufer zieht viele Menschen an. So bezeugt es uns das Evangelium. Johannes strahlt etwas aus, das die „Erwartung“ im Volk nährt. Man hört ihm zu, man fragt ihn um Rat, ja man vermutet sogar, dass er selbst der Messias sein könnte. Lässt sich das auch über uns sagen?

„Was sollen wir also tun?“, fragen wir mit den Menschen am Jordan. Ich würde sagen, dass es im Kern um nichts Kompliziertes geht. Das kann es auch, da es für alle Menschen möglich sein muss, richtet sich doch die Frohe Botschaft an alle Menschen und zu allen Zeiten. Der Rat, den uns der Täufer Johannes gibt, ist Rechtschaffenheit. Er stellt nicht dieses oder jenes Konzept auf. Er sagt schlicht: Teilt miteinander, besonders mit denen, die in Not sind. Bleibt bei der Wahrheit und Ehrlichkeit. Meidet jede Form von Gewalt, ob in der Sprache oder in Taten. Oder wie es der Apostel Paulus zusammenfasst: „Eure Güte werde allen Menschen bekannt.“

Doch geht das überhaupt? Wo bleibe da ich und mein Vorteil? Wie kann Paulus sagen: „Sorgt euch um nichts“. Ist das nicht weltfremd? Damit das gelingt, braucht es die Gewissheit des Glaubens: „Der Herr ist nahe.“ Ja, damit wir mit Freude Gutes tun können, braucht es das Geschenk, das der Tochter Zion gemacht wird: „Der Herr, dein Gott, ist in deiner Mitte“.

Es ist die besondere Berufung, die Gott dem Volk Israel anvertraut, dass es in allen Höhen und Tiefen die Gewissheit ausstrahlen soll: Wir sind Gottes Volk. Er vergisst sein Eigentum nicht. Er hört und sieht unser Gelingen und Scheitern. Und eben diese Berufung hat Christus ausgeweitet auf alle, die ihm glauben, die er „mit Feuer und Heiligen Geist“ getauft hat. Ja, wir Christen müssen erlöst aussehen. Nicht mit einem weltfremden Grinsen oder naiven Floskeln, aber mit der Tiefe einer unerschütterlichen Hoffnung: „Der HERR ist in deiner Mitte; du hast kein Unheil mehr zu fürchten.“ Selbst Johannes schreckt zunächst vor der Größe dieser Frohen Botschaft zurück und doch setzt er alles dafür ein. Und das merken seine Zuhörer. Amen.

15.12.2024, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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