Predigt von Pfarrer Daigeler zum Hochfest der Erscheinung des Herrn
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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, liebe Sternsinger, wenn wir die Weihnachtszeit feiern, könnte man den Eindruck bekommen, es handle sich um ein beschauliches Fest: Das Kind, Maria und Josef, die Hirten… Unsere deutsche Art Weihnachten zu feiern, fördert diese Innigkeit. Das ist nichts Schlechtes. Heute wird es aber erweitert durch das wichtige Fest der Erscheinung des Herrn. Im kirchlichen Kalender steht der Dreikönigstag in seinem Rang auf Augenhöhe mit dem Weihnachtfest.
Worum es geht, davon berichtet uns der Evangelist Matthäus. Sterndeuter kommen aus dem Osten, um dem neugeborenen König der Juden zu huldigen. Nicht nur die Menschen an einem Ort, nämlich Betlehem, sind eingeladen, nicht nur ein Volk, also Israel, ist angesprochen, nein, auch die „Heiden sind Miterben“, sagt der heilige Paulus. Alle Menschen der Erde sind eingeladen, zu Jesus zu finden. Diese Frohe Botschaft verkörpern die Weisen aus dem Morgenland. In ihnen wird die Völkerwallfahrt, von der Jesaja sang, Wirklichkeit. „Nationen wandern zu deinem Licht und Könige zu deinem strahlenden Glanz“, hörten wir in der Ersten Lesung.
Doch wir hören diese Texte nicht als bloße Erinnerung an vergangene Ereignisse. Das Wort der Heiligen Schrift will uns heute etwas sagen, es will uns heute in Bewegung bringen. Was können wir also von diesen Weisen aus dem Osten für unser Christsein und Kirchesein lernen?
Mir sind bei der Betrachtung des Schrifttextes drei Impulse aufgefallen. Der erste Impuls wäre: Aufmerksam Hinsehen. Die Sterndeuter beobachten die Gestirne und nehmen Veränderungen wahr und lernen daraus. Sie hören aber auch die Zwischentöne in den gerissenen Reden des König Herodes und gehen dann neue Wege. Sie sind also aufmerksame Menschen. Wie oft gehen wir achtlos durch das Leben. Sehen wir das Schöne, das uns Gott in seiner Schöpfung schenkt? Sehen wir den Nächsten mit seinen Nöten oder Fragen? Sehen wir, was vielleicht nicht mehr trägt in der Kirche, wo zwar noch der äußere „Palast“ steht, aber gar kein Glaube mehr da ist? Für unser Christsein braucht es den aufmerksamen und achtsamen Blick, es braucht aber auch den ehrlichen Blick.
Ein zweiter Impuls wäre das Aufbrechen. Die Weisen aus dem Osten nehmen einen weiten Weg auf sich, um zu dem neugeborenen König zu kommen. Unser Christsein wird sich in den nächsten Jahren weiter verändern. Für die Begegnung mit Christus in den Sakramenten werden wir Wege auf uns nehmen müssen. So kostbar die Kirche im eigenen Ort ist, noch wichtiger als ein Gebäude ist die lebendige Feier des Glaubens, besonders in der Heiligen Messe. Unsere Brüder und Schwestern in der Diaspora zeigen uns, dass es möglich ist und sich lohnt, hierfür einen Weg auf sich zu nehmen. Der Evangelist berichtet uns nicht von der Freude eines bequemen Daheimbleibens, sondern von der Freude, das Kind und seine Mutter zu finden.
Schließlich hieße ein dritter Impuls, Gaben einbringen. So schön es ist, das Kind zu sehen. Das reicht nicht. Die Sterndeuter bringen ihm kostbare Gaben, Gold, Weihrauch und Myrrhe. Die Kirche wird nur überleben, wo Menschen das Kostbarste einbringen: ihre Zeit, ihre Talente, ihre Kraft. Und das ist ganz konkret gemeint. Gestern haben Menschen am frühen Morgen Schnee geräumt, damit wir zur Kirche kommen können. Oder für die Feiertage haben Menschen unsere Gotteshäuser besonders geschmückt und geputzt. Oder heute gehen Kinder und Jugendliche als Sternsinger durch den Ort. Ohne solche Mitarbeit geht es nicht. Alle sind gebraucht, egal von wo sie kommen. Es reicht nicht Zuschauer zu sein, das Christuskind bittet um meine Talente und Gaben.
Erscheinung des Herrn ist ein wunderbares Fest. Es sagt uns, dass alle eingeladen sind zum Jesuskind zu kommen und ihm zu glauben – unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Bildung oder Beruf… Die Sterndeuter geben uns mit ihrem Vorbild aber auch Impulse für unser Christsein mit: Aufmerksam und ehrlich hinzuschauen, Wege auf sich zu nehmen für die Begegnung mit dem Herrn und schließlich ganz konkret meine Gaben einzubringen, damit die Kirche Christi wachsen kann. Amen.
06.01.2025, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler