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Predigt von Pfarrer Daigeler zum 15. Sonntag im Jahreskreis C

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, Regeln und Gebote haben nicht für jeden einen guten Klang. Manchem erscheinen sie als Einschränkung seiner freien Entfaltung oder seiner Individualität. Bei nüchterner Betrachtung verstehen zwar die meisten Menschen, dass es für das Zusammenleben Regeln braucht, aber dort, wo mich selbst eine bestimmte Regelung stört, beschwere ich mich oder klage ich…

Im Bereich des Glaubens ist das ähnlich. Bis hinein in die Mitte unserer Kirche werden die Gebote Gottes oder kirchliche Regelungen hinterfragt oder abgetan. Nicht selten gelten sie als weltfremd oder veraltet. Dabei hörten wir eben in der Ersten Lesung: Das „Gebot, auf das ich dich heute verpflichte, geht nicht über deine Kraft und ist nicht fern von dir“. Die Gebote, so heißt es dort, bewahren das Gute, das Gott uns getan hat, sie bewahren – so heißt es zu den Israeliten, die aus der Knechtschaft in Ägypten kommen – die Freiheit und das Geschenk des Landes, in dem die Israeliten leben dürfen.

Ich will nicht leugnen, dass es subjektiv manchmal schwer fällt, diese oder jene Regel zu halten. „Er sah ihn und ging weiter…“, heißt es von dem Priester und dem Leviten, die einen Mann sehen, der unter die Räuber gefallen ist. Wir wissen oft, was richtig ist, und tun es dennoch nicht. Aus Bequemlichkeit, aus Angst, aus der Meinung, das andere wäre schöner oder interessanter… Und dennoch, wer wüsste einen besseren Weg als Gott? Liegt nicht in seinen Geboten die größere Erfahrung, der weitere Blick als meine kurze Sicht? Sich darauf einzulassen, fordert Vertrauen oder anders gesagt: Glauben. Wenn ich vertraue, dass der, der mir etwas sagt, es wirklich gut mit mir meint, wenn ich vertraue, dass der, der mich mahnt, mehr weiß als ich, erst dann kann ich den Sinn der Gebote verstehen.

Die Schrift fasst das zusammen in dem Wort Liebe. Liebe Gott mit deiner ganzen Kraft, liebe deinen Nächsten wie dich selbst. So zitiert der Schriftgelehrte das Alte Testament. Und Jesus bestätigt es: „Du hast richtig geantwortet. Handle danach und du wirst leben.“ Die Liebe rechnet nicht: Wo bleibe ich dabei? Was bleibt für mich übrig…? Sie verschenkt sich. Wie der barmherzige Samariter, der nicht nur hilft. Er sorgt für den Überfallenen über die Erste Hilfe hinaus. Er hinterlässt sogar Geld für die weitere Versorgung. Verschwenderisch, großzügig ist die Liebe.

Damit wir dieser Liebe glauben, ist Gott Mensch geworden. So bezeugt es Paulus im Kolosserbrief. In seiner ganzen Fülle hat Gott in Christus in der Welt gewohnt. Verschwenderisch, großzügig – bis zur Hingabe seiner selbst am Kreuz. Dorthin ist Jesus den Weg des Gehorsams gegangen. Nicht eigene Wege, sondern den Weg, den der Vater bestimmt hat, ist Jesus gegangen. Und so hat er „Frieden gestiftet“, so hat er alles zu Gott geführt, so hat er das Leben erworben.

Christsein ist Nachfolge Jesu. Er sagt: „Geh und handle genauso.“ Amen.

10.07.2022, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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