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Predigt von Pfarrer Daigeler zum dritten Adventssonntag

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Liebe Schwestern und Brüder im Herrn, es gibt kein „ideales“ Leben. Für mich ist die gegenwärtige Krise geradezu ein Weckruf, dass wir von den „Allmachtsphantasien“ lassen, der Mensch könne alles lösen, der Mensch könne selbst über das Leben bestimmen – über seinen Anfang und sein Ende. Es gibt nur das „irdische“ Leben für uns Menschen, das zerbrechlich und ausgesetzt ist.

Doch in eben dieses Leben hinein wird die Frohe Botschaft verkündet. Und die heißt an diesem Dritten Adventssonntag: „Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Denn der Herr ist nahe.“ Diese Worte des heiligen Paulus sind zu unterschiedlichsten Zeiten weitergesagt worden – in Wohlstand und Armut, in Friedenszeiten und in Kriegszeiten, in allen Teilen der Welt: „Der Herr ist nahe!“ Was für eine Ermutigung für uns. Wir müssen es nicht alleine lösen. Wir müssen nicht alleine unseren Weg gehen. Der Herr ist nahe!

Damit wir dieser Botschaft trauen, sendet Gott seine Boten. Er ruft Menschen auf, dass sie ihm Herz und Stimme leihen, damit es die Menschen mit eigenen Ohren hören können: „Ebnet den Weg für den Herrn!“ Der Täufer Johannes hat an die Herzen vieler Menschen geklopft, sich für die Frohe Botschaft zu öffnen, sich für den Heiland zu öffnen. Und nicht nur er, vor ihm waren Jesaja und die anderen Propheten, nach ihm waren die vielen heiligen Frauen und Männer in unserer Kirchengeschichte. Sie haben Licht in die Welt getragen, indem sie von Gott gesprochen haben und von seiner Botschaft. Damit es viele erfahren: Wer glaubt, ist nie allein!

Natürlich ist keiner von uns immer „froh“ oder gar „fröhlich“. Das muss auch nicht sein, doch keiner braucht ohne Hoffnung zu sein, der Christus kennt. „Gott ist treu“, schreibt der Apostel Paulus der Gemeinde in Thessalonich. Das ist der älteste Teil des Neuen Testaments. Und dieser Brief ist ein großes Hoffnungszeugnis. Paulus ermutigt die Gemeinde und gleichzeitig bittet er die Christen, dass sie selbst Zeugnis geben durch ihr Leben. Er gibt ihnen einen Tipp, wie das gelingt: „Betet ohne Unterlass!“

Nun werden Sie vielleicht einwenden: Das können die Mönche oder Nonnen im Kloster. Ich habe doch so viele Aufgaben und Pflichten – in der Familie, im Beruf… Freilich, gibt es unterschiedliche Intensitäten des Gebetslebens. Wenn jemand einen geistlichen Beruf ergreift oder ins Kloster geht, dann soll und wird er mehr Zeit für das Gebet und für die Beschäftigung mit dem Glauben haben. Das tun die Geistlichen auch stellvertretend für uns. Wenn jemand nicht mehr im Berufsleben oder in der Erziehung der Kinder steht, dann hat er oder sie mehr Zeit für das Gebet als eine Mutter oder ein Vater…

Gleichzeitig können sich alle etwas davon als eine Haltung aneignen. Früher sprach man von „Stoßgebeten“. Gemeint ist, dass man immer wieder im Alltag, inmitten einer Aufgabe, in einer Herausforderung einen Ruf, einen Seufzer, einen Dank zum Himmel schickt. So bleibt man in der dauerhaften Verbundenheit mit dem Herrn. Dafür gibt es verschiedene Formen. Denken Sie zum Beispiel an das Bild vom Barmherzigen Jesus. Darunter steht der wunderbare Satz: „Jesus, ich vertraue auf dich.“ Versuchen Sie das einmal, dass Sie immer wieder diesen Satz unterm Tag sprechen. Jesus, ich vertraue auf dich.“ Das wird zum Segen! Und sie werden erleben, was die Botschaft des Advent ist: Der Herr ist nahe. Er ist uns nahe, er ist mir nahe. Und darüber dürfen wir uns freuen. Amen.

13.12.2020, Pfarrer Dr. Eugen Daigeler

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